Lernfähig (Gast) - 21. Nov, 14:45

Wenn das stimmt, was in der Presse über diese Studie steht, dann kann ich absolut verstehen, dass viele Polizisten sich davon mehr als auf den Arm genommen fühlen.
Es scheint Fragen zu geben, die sich damit befassen, wo man selbst politisch steht. Entgegen anderslautender Gerüchte, dass Polizisten einen Hang zum Rechtsradikalismus hätten, ist eine demokratische Gesinnung Einstellungsvoraussetzung und wenn diese nicht vorhanden ist, wird der Betreffende suspendiert. Wo sich nun der einzelne innerhalb des demokratischen Spektrums aufhält ist meiner Meinung nach seine höchsteigene Angelegenheit und hat niemanden etwas anzugehen.
Es scheint auch Fragen zu geben, die sich mit der frühen Kindheit befassen. Ganz ehrlich - auch das geht keinen Menschen etwas an, außer dem betroffenen Polizisten, seinen Eltern und vielleicht noch seinen Seelsorger oder Therapeuten.

Meiner Meinung nach müssen wir ganz, ganz dringend von dem Standpunkt runterkommen, dass immer die Polizisten Schuld tragen an den Eskalationen. (Natürlich machen auch einige Polizisten Fehler, aber sie werden dafür auch hart zur Verantwortung gezogen!).

Ich komme übrigens gerade von einer Mahnwache gegen einen Neonazi-Aufmarsch in meiner Kleinstadt. Das letzte Mal habe ich so viel Polizei gesehen, als ich am 1. Mai eine Fortbildung in Berlin absolviert habe. Ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich für die Anwesenheit der Polizei.

Nicht ein einziger der anwesenden Polizisten wirkte auf mich aggressiv oder unsicher. Im Gegenteil, sie waren freundlich, zuvorkommend und haben mich ermutigt, weil mir deutlich anzusehen war, dass ich Angst hatte. Der Einsatzleiter der BePo-Hundertschaft hat sich persönlich bei uns vorgestellt. Mir kam das sehr professionell vor und ich fühlte mich in guten Händen.

Die Polizisten trugen übrigens samt und sonders einen Schutzanzug - ja, genau den, den viele Demonstranten als "bedrohlich" empfinden und der angeblich immer wieder Ursache für Eskalationen ist. Ich kann dazu nur sagen: lächerlich! Mir taten die einfach nur Leid, dass sie offenbar so viel Prügel beziehen (stellvertretend für mich, denn ich habe keine bezogen!), dass sie sich in solche Klamotten werfen müssen. Ihre Augen sagten ganz deutlich, dass sie kein bisschen aggressiv waren. Wer den Schutzanzug als Aggression empfindet, wer nicht nachvollziehen kann, dass die auch keine Lust auf gebrochene Rippen haben, der bewegt sich gedanklich in Welten, die ich nicht nachvollziehen kann und will.

Ich habe einige von ihnen angesprochen und mich bedankt, dass sie unsere Kleinstadt (und letztlich auch mich) vor diesen Neonazis schützen (übrigens hat die Stadt den Aufmarsch verbieten wollen, ist aber vor dem zuständigen Landgericht gescheitert!). Ohne die Polizei hätte ich mich jedenfalls nicht mit meiner Kerze dahingestellt, dafür hätte ich zu viel Angst gehabt, das bekenne ich ganz offen. Vielleicht sollten Demonstranten das öfters beherzigen und sehen (sofern sie selbst auf dem Boden der Verfassung stehen), dass die Polizei nicht der Feind ist. Im Gegenteil!

Ich halte es da mit den Studien des Berliner Verfassungsschutzes, der herausgefunden hat, dass sich 48% linksextremistischer Gewalttaten (das ist in dem Fall der größte Brocken) und 12% rechtsextremistischer Gewalttaten (der zweitgrößte Anteil) gegen Polizisten als Repräsentanten des demokratischen Staates richten.

Wenn man sich ernsthaft mit dem Thema "Gewalt gegen Polizisten" beschäftigt, dann weiß man, dass die meisten Delikte von betrunkenen Menschen, Menschen unter Einfluss anderer Drogen, Straftätern und eben Feinden der Demokratie ausgehen. Vor diesem Hintergrund die Ursache dafür bei den Polizisten selber zu suchen ist glatter Hohn und dann darf man sich nicht wundern, wenn so ein Fragebogen auf wenig Gegenliebe stößt. Kein Mensch in Deutschland würde solche Fragen beantworten, warum sollten sie es dann tun?

Hat eigentlich mal jemand die Polizisten als diejenigen, die Opfer der Gewalttaten sind, gefragt, welche Fragen sie gerne im Fragebogen sehen würden? Ob man die dann 1:1 übernimmt, ist dann eine andere Sache. Aber hier schleicht sich doch mal wieder der Eindruck ein, dass da irgendwelche realitätsfernen Akademiker über die Köpfe der Betroffenen hinweg einen Fragebogen entwickelt haben, der offensichtlich ein Fehlgriff ist.

cypher (Gast) - 21. Nov, 17:41

(Natürlich machen auch einige Polizisten Fehler, aber sie werden dafür auch hart zur Verantwortung gezogen!).
Ist das "son gefühl" oder hast du da auch n link zu? Also für die "harte Verantwortung" nicht für die Fehler.
Nuja die Studie müsst man mal sehn ob die wirklich so krude ist wie sie anhand der gebrachten Beispiele wirkt. Wenns nur ein geringer Anteil mit solchen Fragen is um da auch mal zu bohen wenn man eh schon dabei is könnt man das mit dem Blickwinkel der Forschung erklaeren ... ansonsten ists schon dicht an "Ergebnisoptimierung".
Denn den Eindruck das einige Beamte Agressoren provozieren kann man je nach Sichtweise schon bekommen ... aehnlich wie manch einer den Eindruck hat Demonstranten würden "um Prügel betteln". Das Eindrücke nunmal nich "die Wahrheit" abbilden muss einem dann erstmal klar werden und wie das Problem der steigenden Gewalt zu lösen ist dürfte noch einen weit aufwaendigeren Prozeß erfordern.
Lernfähig (Gast) - 25. Nov, 21:41

@cypher: Dazu habe ich keine Links, oder ich müsste danach suchen. Falls die Frage nicht sowieso rein rhetorischer Natur war: Schau Dich mal im Internet um, da findest Du genug dazu, wenn Du es wirklich wissen willst.
Für mich brauche auch keine Links, weil mir einige Fälle persönlich bekannt sind. Obwohl die mir nicht alle unbedingt sympathisch sind, werde ich hier nicht weiter ins Detail gehen, weil auch Leute, die ich nicht mag, ein Persönlichkeitsrecht haben.

Hier ein Link mit Auszügen aus dem Fragebogen:

http://www.dpolg-hessen.de/images/stories/pdf/aktuell/2009/aktuell_studie_gewalt_gg_pb_231109.pdf

Also, ich für meinen Teil würde solche Fragen nicht beantworten und ich kann voll und ganz nachvollziehen, dass sich die betroffenen Polizisten davon mehr als auf den Arm genommen fühlen!

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