"Polizeinotruf." Genervt. Stressige Nacht. Ca. 01:00 Uhr.

Weibliche Stimme.
"Ja, guten Abend."

"Guten Abend."

"Oder...ah...besser gesagt, ....!"

"Egal. Was kann ich für Sie tun?" Drei andere Notrufleitungen klingeln.

"Also hier im Haus gegenüber, da ist gaaaaanz laute Musik. Ich dachte, das wäre sicher für Sie von Interesse wegen Ordnungswidrigkeit und so!?"

"Nö."

"Wie bitte?"

"Mir ist das egal. Es sei denn, Sie fühlen sich dadurch gestört und möchten, dass wir Ihnen helfen."

"Achso...äh...ja, wissen Sie, hier wohnt auch eine kranke Frau im Haus."

Wegen der zeitlichen Dringlichkeit (andere Notrufe) verzichtete ich darauf, den Dialog unnötige auszuweiten und auf die kranke Frau weiter einzugehen, die ja bisher nicht angerufen hatte.
Ich nahm schnell die Örtlichkeit auf und schickte einen Wagen. Finde ich aber schon armselig, wenn man nicht einfach ehrlich sagen kann "Da ist es so laut und ich will schlafen." Ist doch nicht so schwer.

"Polizeinotruf."
"Guten Tag. Was macht man, wenn der Nachbar mitten in der Nacht noch ganz laute Musik hört, so dass man nicht schlafen kann?"
Seufz."Nun, zunächst nimmt man Kontakt zu seinem Nachbarn auf und bittet ihn, die Musik leiser zu stellen."
"Ja, der hört aber nicht."
"Dann wäre es eine Möglichkeit, dass man die Polizei anruft und diese bittet, die Ruhestörung zu beseitigen."
"Was muss ich denn da wählen?"
"110"
"Äh...das habe ich schon getan!?"
"Super. Sie sind auf dem richtigen Weg. Dann nennen Sie Ihren Namen und den Grund Ihres Anrufes..."
"Achso. Mein Names ist xyz. Ich möchte eine Ruhestörung melden."
"Gut, dann machen Sie das."
"Äh...ja, wie?"
"Sagen Sie mir doch einfach mal wo Sie wohnen und wie ihr Nachbar heisst!"
"..."

"Polizeinotruf."

Eine weibliche Stimme. "Kommen Sie schnell. Hier schlagen sich welche."

"Wie viele denn?"

"Äh..ah..weiss nicht. Aber einer hat ein Messer."

"Und wo sind die Personen?"

"Ja...äh...vor der Tür! Moment mal." Eine männliche Stimme. "Hallo? Kommen Sie schnell. Die schlagen sich hier und einer hat ein Messer."

"Können Sie mir sagen, wie viele das genau sind?"

"Ja, zwei."

"Vor ihrer Haustür!?"

"Äh, nein. Bei mir im Keller."

"Im Keller bei Ihnen??? Wer ist denn das?"

"Ja...äh...keine Ahnung."

Ergebnis: Es gab kein Messer, keine Gewalt, sondern nur lautstarken Streit um eine Frau...

"Polizeinotruf."

Eine weibliche Stimme."Ja, guten Tag. Sie hatten mich angerufen!?"

"ICH habe Sie angerufen? Nein, wie kommen Sie darauf?"

"Nun, ihre Nummer wurde auf meinem Display angezeigt." Zufriedener Tonfall.

"Auf Ihrem Display steht 11o?"

"Äh...nein!?" Verwirrung.

"Das ist aber meine Nummer."

"Ups...äh...ah...."

"Polizeinotruf."

"Hallo. Ich brauche mal Ihre Hilfe...[Handyaussetzter]...Humbold-Straße!?"

"Sie sind gerade abgebrochen. Sie haben einen Notfall und befinden sich auf der Humbold-Straße!?"

"Ein Notfall, ja. Ich suche die Humbold-Straße, aber sie ist auf meinem Stadtplan nicht drauf..."

Der Notruf klingelt, jemand hat die 110 gewählt.

Ein aufgeregter Mann ist am Telefon: "Hallo!? Also meine Eltern wollten für eine Woche auf mein Kind aufpassen. Jetzt haben wir uns aber über Telefon gestritten und jetzt haben sie als Konsequenz einfach mein Kind auf der Straße ausgesetzt. Meine Frau ist mit dem Wagen unterwegs dorthin, aber sie braucht mindestens eine Stunde, bis sie dort ist. Ich mache mir solche Sorgen, weil mein Kind jetzt eine Stunde dort alleine auf der Straße ist."

"Ja, das klingt nicht gut. Wie alt ist das Kind denn genau?"

"Meine Tochter ist jetzt 14. Wir haben auch über Handy mit ihr telefoniert; sie wartet auf meine Frau."

"Ähm, es ist 15 Uhr. Ihre Tochter ist 14 und wird in einer Stunde von ihrer Frau vor der Haustür der Großeltern abgeholt. Ich sehe da jetzt keine Gefahren!?"

"Hm...ähm...Nee. Aber...ich finde das nicht korrekt."

§ 145 Missbrauch von Notrufen

Wer absichtlich oder wissentlich

a) Notrufe oder Notzeichen missbraucht oder
b) vortäuscht, dass wegen eines Unglücksfalles oder wegen gemeiner Gefahr oder Not die Hilfe anderer erforderlich sei, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

Morgen geht endlich wieder das "normale" Leben los, sprich Alltag ohne Fußball-Weltmeisterschaft.
Vor mir liegen vier Spätdienste (Mo-Do, 13-21 h) und drei Nachtdienste (Fr-So, 21-06 h).
Nach den nervigen Wochen, die ich nun Dienstzeiten hatte wie "normale" Menschen, d. h. von Mo-Fr, 07-16 Uhr, freue ich mich wieder richtig auf den Schichtdienst.
Klingt komisch - ist aber so...:-)

Mein Nickname ist Steel und ich bin Polizist.
Ich versehe Dienst (bei uns sagt man nicht "ich arbeite"...;-)) auf einer Leitstelle in einer größeren Landratsbehörde.
Ich werde hier weder Dienstinterna ausplaudern oder gegen das Landesbeamtengesetz verstoßen noch irgendwelche Bürger darstellen.
Aber ich denke, die eine oder andere amüsante Geschichte wird sich hier schon finden lassen...