16
Sep
2006

Gnadenlos

Früher gab es keine Handys und man konnte nicht von überall aus jederzeit die Polizei rufen. Das war für Leute in Not nicht gut.

Heute gibt es Handys, und jeder kann jederzeit von überall die Polizei anrufen. Das ist meistens ganz gut.
Und dann gibt es Leute, die, wennn sie schonmal den Notruf betätigen, auf jeden Fall alles sagen wollen, was sie wissen. Das ist manchmal für die Nerven der Polizei gar nicht gut. Wenn zum Beispiel irgendwas auf der Autobahn anliegt, ruft fast jeder, der vorbeikommt 110 an. Aber es wäre nett, wenn man die Möglichkeit in Betracht zöge, dass ggf. schon jemand vor einem angerufen hat...

Samstagvormittag. Drei Beamte sitzen auf der Leitstelle und nehmen Notrufe, Anrufe über die normale Amtsleitung aus 10 Städten, Anrufe von Kollegen und Funkdurchsagen an.

Dann kommt ein Anruf über eine Notrufleitung. Ein Anrufer teilt mit, dass auf der Autobahn A46 in Fahrtrichtung Wuppertal, in Höhe des Kilometers 86 (AS Erkrath) ein PKW auf der linken Fahrspur steht. Okay, wir kümmern uns drum.

Dann laufen die Drähte heiss. Alle Notrufleitungen blinken. Die meisten werden das Selbe sagen wollen. Wir bemühen uns, diese Anrufer schnell abzuarbeiten, falls jemand aus anderem Grund polizeiliche Hilfe benötigt.

Okay, Dauerklingeln, hoher Lärmpegel, Hektik - und Gespräche wie dieses:

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme."Hallo. Sowieso mein Name, einen schönen guten Tag wünsche ich."
Knapp. "Ja, hallo."
Langsam und sorgfältig. "Sind Sie auch für die Autobahn zuständig?"
Ich will die Sache abkürzen. "Ja. Geht es um den PKW auf der A46?"
"Gut. Folgendes: Ich bin hier auf der A46..."
"Jau. Und da steht ein PKW auf der linken Spur."
"...und zwar fahre ich nicht in Richtung Düsseldorf, sondern in die andere Richtung...Else, wie heisst das hier?"
Ungeduldig. "Ja, ja schon gut. Sie fahren in Richtung Wuppertal und da steht ein Auto. Wir kümmern uns drum"
Zufrieden. "So, jetzt habe ich es. Richtung Wuppertal fahren wir..."
Mühsam beherrscht. "Ja, alles klar. Ich weiss Bescheid. Wir kümmern uns drum. Es haben schon Leute angerufen."
Unbeirrt und ignorant. "...und als ich auf der mittleren Spur bin, will ich einen PKW überholen...."
Shit. Ist doch was anderes. Wie unhöflich von mir. "Ja, und dann?"
"...der andere war eigentlich viel zu langsam und da in der Mitte zu fahren. Jedenfalls ziehe ich nach links rüber und dann steht da auf dem linken Fahrstreifen ein Auto!"
Grmpf. Zwischen den Zähnen. "Ja. Alles klar. Wir kümmern uns drum."
Zu früh gefreut. Dieser Mann hat alle Fakten für mich. Ob ich sie will oder nicht. "Und zwar ist das in Höhe..."
Ins Wort fallend "Jahaaaa...Anschlussstelle Erkrath. Alles klar, danke, wir kümmern uns drum!!!"
Pentrant, gnadenlos. "...in Höhe von Kilometer 86, Kilometer 86, 0 um ganz genau zu sein."
Suizidal. "Ja."
Besorgt. "Ich halte das für sehr gefährlich!?"
"Ja."
"Sind Sie denn zuständig? Kümmern Sie sich darum?"
"Ja."
"Haben Sie alle Informationen oder soll ich noch mal die Örtlichkeit wiederholen?"
Weinend "Alles klar. Danke für Ihren Anruf..."

Ich kann doch auch nichts dafür

"Polizeinotruf."
Eine weibliche Stimme. Ungeduldig."Bin ich da in der XY-stadt?"
"Nein, das ist der Polizeinotruf für den ganzen Kreis."
Barsch, befehlend."Na, dann verbinden Sie mich!"
Weiter um Freundlichkeit bemüht. "Worum geht es denn?"
Missmutig."Hach...Sie können mir da sowieso nicht helfen."
Ausatmen."Worum geht es denn?"
Seufzen."Hier ist eine verwirrte Person, die muss ins Heim oder so."
Zufrieden."Dann kann ich Ihnen helfen. Wo genau ist das denn?"
Genervt."HIER, an der Stadthalle in xy!!!!"
"Ja, aber wie heisst denn die Straße dort?"
Mühsam beherrscht."Hmpf. XY-Straße, STADTHALLE!!!!"
Unbeirrt. "Und die Person ist in der Stadthalle?"
Knapp."Nein, auf dem Parkplatz."
"Was genau ist denn mit der Person?"
Kurz vor der Explosion."MANN, was weiss ich denn. Ich SITZE hier in der Stadthalle am Empfangstresen!!!Ich soll Sie nur anrufen!!!"
Ebenfalls lauter."JAA. DAS kann ich doch nicht sehen!!!"
Beleidigt."Ja, kommen Sie jetzt oder nicht?"
Ich spare mir sarkastische Kommentare, die sich auf die doppelte Bedeutung des Wortes "kommen" beziehen.
"Selbstverständlich, ich BEDANKE mich für Ihren netten Anruf."

15
Sep
2006

Schock-Hirn

Bei einem Unfall erleiden viele, ohne sich dessen unbedingt bewusst zu sein, einen Schock. Das ist vor allem daran zu sehen, dass einfache Zusammenhänge nicht mehr erkannt werden...

"Polizeinotruf."
Eine aufgeregte Männerstimme."Ja, hallo. Kommen Sie bitte schnell. Wir hatten hier einen Unfall!"
"Ja. Ist jemand verletzt worden?"
"Äh...nein. Ich bin nicht verletzt."
"Und was ist mit dem oder den anderen Unfallbeteiligten?"
"Ja...weiss ich nicht."
"Dann fragen Sie doch bitte mal."
"Das geht nicht."
"Warum denn nicht?"
"Ja...äh...der spricht nicht mit mir."
"Nanu. Warum denn nicht?"
"Ach, der liegt hier auf dem Boden, blutet aus dem Kopf und stöhnt die ganze Zeit rum."
Stöhn. "Dann würde ich mal sagen, der ist verletzt."
"Äh..so gesehen - ja. Schicken Sie bitte einen Krankenwagen!?"

14
Sep
2006

Geile Straße

Als Mann hat man es nicht leicht. Frauen fühlen sich ja oftmals benachteiligt, wenn sie hormonbedingt unter Stimmungsschwankungen in der prämenstruellen Phase leiden. Aber auch Männer können schon mal in Nöte geraten, wenn die Hormone verrückt spielen...

"Polizeinotruf."
Eine junge Frau. "Hallo, bin ich da bei der Polizei?"
"Nein", denke ich. "Bei der Polizei bin ich - Du bist irgendwo draußen und telefonierst mit Deinem Handy."
Laut sage ich:"Ja, richtig. Polizeinotruf."
"Ja, entschuldigen Sie bitte, dass ich störe. Ich gehe hier gerade mit meinem Kind spazieren und sehe, dass ein junger Mann hier die große Straße überqueren wollte..."
"Jaaa!?"
"Naja, aber als er in der Mitte auf der Straße angekommen ist, hat er sich auf den Boden geworfen und liegt jetzt da."
"Er hat sich geworfen - oder ist er gestürzt?"
"Nein, nein. Das war Absicht. Er liegt jetzt da und onaniert."
"Er macht bitte was?"
"Er liegt hier mitten auf der Straße und holt sich einen runter. Die Autofahrer fahren ganz vorsichtig um den herum, aber ich dachte, ich sage Ihnen mal lieber Bescheid. Nicht, dass da doch noch etwas passiert...."

Gut, dass den Jungen die Geilheit nicht beim Überqueren von S-Bahn-Gleisen überkommen hat. So ist alles gut ausgegangen. Sofern dieser Orgasmus ihm eine Strafanzeige wegen exhibitionistischer Handlungen wert war.

10
Sep
2006

Laut oder Diebe?

Nachts um zwölf.
"Polizeinotruf."
Eine weibliche Stimme.
"Guten Tag. Ich hab mal eine Frage. Vor zwei Wochen wurde in unseren Wagen eingebrochen. Ein schöner Audi. Und jetzt laufen hier drei Typen über die Straße und schreien und grölen hier rum. Und die gucken sich auch Autos an.
"Äh...geht es jetzt um eine Ruhestörung oder um Autodiebe?"
"Um ´ne Ruhestörung. Das nervt voll. Wir haben denen gesagt, die sollen mal ruhig sein, aber die reagieren nicht auf uns."
"Okay, mal sehen, ob sie auf uns reagieren."
"Ja, bitte. Und wie gesagt: Unser Auto haben sie auch ganz komisch angeguckt!!!"
"Äh..ja. Danke für den Hinweis."

9
Sep
2006

Einsatz in Kanada

Einsatz eines Kollegen:
Anrufer hat eine Videokonferenz mit Livecam. In dieser Livecam (steht angeblich in Kanada) soll ein Mädchen aufgehängt worden sein. Der Anrufer befürchtet Straftat, Entführung etc.
Dem Anrufer wurde aufgetragen die Leitung nach Kanada aufrecht zu halten. Ein Streifenwagen wurde entsandt.

Fazit:
Ein betrunkener 60jähriger sitzt mit einem Handtuch bewaffnet vor seinem PC und starrt ein Fetisch-Foto an, auf dem eine gefesselte nackte Frau auf einem Stuhl sitzt...

Wünsche

Telefonzellen sind etwas Wunderbares, wenn man ein Kind ist. Man kann so fantastisch den Notruf wählen und wichtige Durchsagen machen...

"Polizeinotruf."
Ein kicherndes Kind."Haaaallloooo! Ich will fiiiickennn!!!"
Klick.

"Polizeinotruf."
Das gleiche Kind wieder."Haaaalllooo. Ich brauche mal die Feuerwehr - mir brennt der Arsch."
"Ah, hat das mit dem Ficken also schon geklappt, prima."

7
Sep
2006

Ich verstehe fast alles

"Polizeinotruf."
Ein männliche, aufgeregte Stimme, recht jung."Ja, ich bin mit dem Bus gefahren. Und dann meinte der Fahrer, ich hätte hier Bier verschüttet. Aber das war ich gar nicht. Ich bin zwar ein wenig betrunken, aber das war ich nicht. Die sind jetzt mit mir hierhin gefahren und haben gesagt, ich soll aufwischen. Da weiger ich mich. Das war ich ja gar nicht. Die können meine Personalien haben und mich anzeigen. Das regel ich schon. Das lass ich nicht mit mir machen - verstehen Sie das?"
"Ja. Ich verstehe."
"Ich soll das aufwischen. Ich. Das sehe ich nicht ein. Ich war das nicht. Ich habe denen meinen Ausweis gezeigt. Ich mach das nicht. Verstehen Sie das?"
"Ja, das verstehe ich.
"Okay. Dann gebe ich Ihnen mal einen von denen."
"Ja."
Eine ältere Stimme. Unwirsch."Bla...Bier verschüttet....bla...will nicht putzen...bla...Personalien haben wir."
"Ja, verstehe."
"Okay, dann gebe ich Ihnen den Herrn nochmal."
"Ja."
Der aufgeregte Junge wieder."Jetzt haben Sie das gehört: Ich soll das aufwischen. Ich. Das sehe ich nicht ein. Ich war das nicht. Ich habe denen meinen Ausweis gezeigt. Ich mach das nicht. Verstehen Sie das?"
"Ja, ich verstehe."
"Der hat einfach gesagt, ich hätte das Bier verschüttet und..."
"Stop, pssst, Sendepause!"
"Äh...ja?"
"Nehmen Sie Ihren Ausweis und gehen Sie nach Hause. Verstehen SIE das?"
"Äh...ja, verstehe. Dann gehe ich jetzt. Danke für Ihre Hilfe; aber ich musste mich ja wehren, das konnte ich ja nicht auf mir sitzen lassen, verstehen Sie das?"

"Ja, ich verstehe..."

Ich bin ziemlich verständnisvoll, oder?

6
Sep
2006

Ich bringe auch ins Bett

Dienstag, 13:00 Uhr

"Polizeinotruf."
Eine nuschelnde Männerstimme."Hallo...Können Schie mir helfen?"
"Ich kann es versuchen. Worum geht es denn?"
"Sch...kann meinen Arzt nicht erreichen."
"Aber Sie brauchen einen!?"
"Hmmm....schab gestern zu viel getrunken."
"Ach, ich denke, dann reicht es aus, wenn Sie sich mal ordentlich ausschlafen, hm!?"
"Wirklich?"
"Ganz bestimmt."
"Hmm...Können Schie mir dabei helfen?"
"Das kriegen Sie ganz alleine hin: Ins Bett legen, Bettdecke drüber und gut ist."
"Okay. Schie haben...haben mir sehr geholfen."
"Gute Nacht."

5
Sep
2006

Kommt ein Fahrrad geflogen

Letztes Jahr stritt sich eine Frau heftig mit ihrem Mann, bis sie schließlich in ihrem Zorn ein Kinderfahrrad nahm und aus dem Fenster warf.
Soweit nicht schlimm.
Leider wohnte das Paar jedoch im siebten Stock eines Hochhauses, und leider ging in diesem Augenblick ein jung verheiratetes Ehepaar an diesem Haus vorbei. Sie bemerkten das fallende Rad erst in dem Augenblick, als es dem 25 Jahre alten Mann auf den Kopf krachte.
Der Mann wurde schwer verletzt. Er sitzt heute im Rollstuhl, ist gelähmt und pflegebedürftig.
Heute beginnt der Prozess vor dem Gericht in Düsseldorf. Ich bin mal auf das Ergebnis gespannt. Die ermittelnden Kollegen waren damals nämlich nicht so sicher, ob die geständige Frau wirklich die Täterin war oder ob sie ihren Mann schützen wollte, der noch eine Bewährungsstrafe offen hatte.

Verbrechen: Spucken

Polizeinotruf.
Eine weibliche Stimme."Guten Tag. Ich möchte Sie bitte, dass sie hier mal vorbeikommen."
"Ja, worum geht es denn, was ist denn passiert?"
"Jemand hat gegen meine Haustür gespuckt!"
"Hm, eklig."
"Ja, das ist wirklich ekelhaft. Deshalb möchte ich, dass sie Ihre Kollegen vorbeischicken, eine Speichelprobe sichern, eine DNA-Untersuchung veranlassen und anhand Ihrer Datenbanken den Täter identifizieren."
"Ähm... Wie gesagt - das ist ekelhaft und ich verstehe Ihre Empörung. Aber die Haustür anspuckenn ist keine Straftat und schon gar kein Kapitaldelikt. Wir sichern da keine Speichelprobe."
"Achso, Sie sind da gar nicht zuständig!? Welche Behörde muss ich denn da anrufen, welches Amt ist denn zuständig?"
...
Das Amt zur Bekämpfung von notorischen Spuckern im Sinne der Massenkriminalität.
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