2
Mrz
2009

Gleich und gleich ...

... gesellt sich gern; besagt zumindest der Volksmund. Heute war der 6. Frühdienst (was mich eindeutig vorzeitig altern lässt), und an diesen Tagen versuche ich mühsam genügend Intellekt zu bewahren, um den normalen Dingen des Alltags Herr zu werden. Wenn wundert es, dass natürlich ich heute mit diesen drei Herrschaften sprechen durfte:

"Polizeinotruf."
Eine weibliche Stimme, erzürnt. "Haben Sie das nötig? Haben Sie DAS nötig? Hm? Scheinbar ja, ne!? Na, super. Schönen Dank auch!"
Klick.
"Äh ...!?"

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, leise, nuschelnd. "Sie bekommen eine Eins mit Sternchen!"
Müd. Immer noch. "Hm? Was bekomme ich?"
Deutlicher. "Eine Eins. Eins A. Super, total gut."
Ungläubige Freude spielend. "Ehrlich? Ich? Oh, mann ..."
Bestätigend. "Doch, wirklich. Und vielleicht kriegen Sie bald sogar noch besser."
Weiter mitspielend. "Hm, da muss ich mich dann aber auch noch mehr anstrengen, ne!?"
Treuherzig. "Nein, müssen Sie nicht. Sie machen das schon sehr gut. Bis bald."
Klick.

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, langsam, zögernd. "Jaaa ... Ich hatte einen Unfall ..."
Konzentriert. "Sind Sie verletzt?"
Langsam. "Neee ... Moment mal ... Ich verbinde Sie mal mit meinem Anwalt ..."
Hä? Wassn los? Wo bin ich? Wer bin ich? "Äh ... ja ... sicher, dann mal los!"
Piepen und Rauschen. "Hm ... neee ... hm... ne so au nich ... Hallo? Schreiben Sie sich mal eine Nummer auf, ja!?"
"Nee. Jetzt mal Klartext. Das ist die Notrufleitung. Haben Sie einen Notfall?"
Quengelig "Jaaha ... Ich habe einen Notfall ... Ich hatte einen Unfall!"
Weiter streng. "WANN war der Unfall?"
Ertappt. "Och, joah ... ich weiß es schon gar nicht mehr ..."

Kinder, mal ehrlich. So was dürft ihr nicht mit mir machen, wenn ich viel zu wenig geschlafen habe.

27
Feb
2009

Fröhlich

Lange habe ich hier nichts gebloggt, lange habe ich dieses Jahr schon Antibiotika nehmen müssen, lange musste ich meinen Chef vertreten und lange bin ich nicht befördert worden. Schluss damit. Hier ist mal wieder ein Post von mir, ich fühle mich wieder gesund (jetzt muss ich nur mal wieder anfangen zu trainieren), mein Chef ist wieder da - und befördert worden bin ich diesen Monat auch. Das alles stimmt mich recht fröhlich; fast so fröhlich wie diese unglaublich fröhliche junge Dame ...

Morgens im Frühdienst. Grässlich für mich. Aufstehen, wenn es noch dunkel ist, tut mir nicht gut.

"Polizeinotruf."
Eine weibliche, recht junge Stimme, flötet/ pfeift/ zirpt: "Guten Mooorgen. Hier ist die Antje Meieeeeer." (Name v. d. Redaktion geändert)
Das kommt nicht nur unglaublich glücklich und fröhlich herüber, sondern klingt als sollte ich die Dame kennen. Habe ich eine Kollegin am Draht? "Äh, ja, guten Morgen."
Unbeschwert und glücklich. "Ja, also mir ist da etwas totaaaaaal Unangenehmes passiert ..."
Hm. Danach klingt es ganz und gar nicht. "Was denn?"
Wer früh auf ist, kann früh fröhlich sein. "Also, ich bin über die Grenze gefahren, und dann leuchtete die Tankanzeige auf einmal auf. Und dann bin ich weiter gefahren - ja, und dann war Ende."
Ihr Enthusiasmus gepaart mit dem Gesagten in Verbindung mit meiner tageszeitbedingten Schwerfälligkeit lassen mich wenig schlagfertig erscheinen. "Ende?"
Zufrieden. "Ja, dann ist er ausgegangen."
"Sie haben jetzt kein Benzin mehr und stehen jetzt irgendwo!?"
Anerkennend. "Ja, ganz genau. Ich bin über die Grenze gekommen und jetzt kann ich nicht mehr weiter fahren."
Was will sie bloß von mir? Soll ich sie jetzt abholen kommen, oder was? "Ja, und nu?"
Fröhlich weiter singend, man kann ihr strahlendes Lächeln förmlich hören. "Ich weiß überhaupt nicht, was ich jetzt machen soll!"
Pff. "Ja, rufen Sie jemanden aus ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis an, damit man Ihnen einen Kanister Benzin bringt. Und dann fahren Sie anschließend erstmal zur nächsten Tankstelle."
Glücklich und zufrieden. "Ja, das ist eine gute Idee. Ich rufe mal jemanden an. Vielen Dank und auf Wiederhören."

Ihre Lebensweisheit war nicht unbedingt überzeugend, aber auf die Fähigkeit um diese Uhrzeit dermaßen sonnig zu sein, bin ich schon ein wenig neidisch ...

P.S.
Danke für die Rufe und Gesänge in den Kommentaren *g*. Hat mir gut gefallen.

13
Jan
2009

Und die Hausnummer?

Nach dem interessanten Dialog mit euch, präsentiere ich euch mal wieder einen kleinen Dialog. Viele von euch haben schon über die "Gewitter-Oma" gelacht. Im Gespräch selber ist das allerdings nicht unanstrengend, wenn um einen herum der Teufel los ist ...

"Polizeinotruf."
Eine ältere Dame. "Ich bin aus S-Stadt gekommen, über die Brücke und da habe ich hier unten einen Unfall gehabt."
"Ist jemand verletzt worden?"
"Nein, nein. Nur die Autos."
"Okay - Sie sind aus S-Stadt gekommen. Und wo sind sie jetzt?"
Irritiert. "Pff... Na, hier in R-Stadt!"
Na, sicher. Hätte ich wissen müssen. Liegen ja bloß 3 Städte dazwischen. Und was bitte für eine Brücke? "In R-Stadt. Okay. Und auf welcher Straße dort?"
"Na, direkt nach der Brücke. Ist sicher die B-Straße."
Na, so sicher bin ich mir da noch nicht. "Wäre gut, wenn Sie mir die Hausnummer sagen könnten."
"Wie bitte?"
"Die Hausnummer. Da, wo Sie jetzt stehen."
"Wo ich wohne?"
"Nein. Sie sind ja jetzt auf der B-Straße. Die Höhe hätte ich gerne gewusst. Sehen Sie da eine Hausnummer?"
"Manchmal versteh ich Sie schlecht."
"Können Sie mir die Hausnummer sagen, von da, wo Sie jetzt sind!?"
"Ich komme aus S-Stadt!"
Durchatmen. "Ja, okay. Soweit habe ich das verstanden. Und jetzt sind Sie in R-Stadt, auf der B-Straße."
"Ja. Können Sie kommen? Wir haben einen Unfall!?"
Komm, einmal noch probieren. "Ja, gerne. Können Sie mir die Hausnummer auf der B-Straße sagen?"
"Meine Hausnummer?"
Warum habe ich damit angefangen? "Nee, die auf der B-Straße."
"Nee, das ist hier direkt nach der Brücke - wissen Sie, was ich meine?"
Nee, aber ich lüge jetzt mal. "Alles klar. Meine Kollegen kommen. Aber lassen Sie Ihr Handy an. Vielleicht muss ich Sie noch mal anrufen ...!"
"Wie bitte? Die Verbindung ist sehr schlecht!"
Seufz.

Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass alle ihre Angaben korrekt waren. Sie hatte einen Unfall, in R-Stadt, auf der B-Straße.

10
Jan
2009

Leser-Dialog: Vermisste

Nighty hat sich schon sehr schön ausführlich und richtig zum Thema ausgelassen, so dass ich mich eigentlich recht kurz fassen kann.

Ich halte mich immer an die Dienstvorschrift, die folgendes besagt:

Personen gelten als vermisst, wenn

- sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen haben
- ihr Aufenthalt unbekannt ist und
- für sie eine Gefahr für Leib oder Leben angenommen werden kann,

z.B. als Opfer einer Straftat, bei einem Unglücksfall, bei Hilflosigkeit oder Selbsttötungsabsicht.

Minderjährige gelten in jedem Fall als vermisst, wenn sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen haben und ihr Aufenthalt unbekannt ist. Bei ihnen muss grundsätzlich eine Gefahr für Leib oder Leben angenommen
werden, solange Erkenntnisse oder Ermittlungen nichts anderes ergeben.


Etwas ausführlicher wird es noch an dieser Stelle hier erklärt (Danke an den anonymen Kommentator für den Link)

Dann noch ein kurzes Statement zu Sebastian. Du verhältst Dich mit Deinen An- und Abmeldungen sehr vorbildlich und machst eine Lagebeurteilung in Deinem Fall recht einfach. DAS ist gut.
SCHLECHT ist das hier:

Sofort!
Wenn ich jemanden vermisse, dann rufe ich die Polizei an und fordere auch dass die dann aktiv werden. Was interessiert mich denn was der "Polizist" am anderen Ende der Leitung denkt. Der kennt weder mich noch die Person die vermisst wird - was soll der also beurteilen ob er da jetzt weiter die Beine hochlegt oder anfängt zu arbeiten? Er wird doch schliesslich von meinen Steuergeldern bezahlt - also soll er auch was dafür tun, wenn ich jemanden als "vermisst" melde.


1. Was DU FORDERST interessiert die Polizei überhaupt nicht.
2. Es sollte Dich schon interessieren, was der Polizist denkt. Polizisten sind nämlich keine Diener, die ihrem Herren, dem Steuerzahler jeden Wunsch von den Lippen ablesen. SIE entscheiden aufgrund von Gesetzen und Vorschriften ob und wie sie tätig werden. Denkt ein Polizist, dass er nicht tätig werden wird, dann kannst Du Dich auf den Kopf stellen.
3. Ob und wie viele Steuern jemand zahlt, ist für uns bedeutungslos. Wenn jemand keine Steuern zahlt, hilft die Polizei ihm genauso intensiv und bemüht wie jedem anderen auch. Ein Millionär, der hohe Steuern zahlt wird dagegen nicht schneller, besser oder höflicher behandelt als jeder andere auch.
4. Polizisten sind auch Menschen und reagieren menschlich. Sprichst Du einen Polizisten mit den Worten an, die ich oben zitiert habe, halte ich es durchaus für denkbar, dass die weitere Zusammenarbeit zwischen Dir und der Polizei anschließend etwas ... äh ... holprig vonstatten geht ... :-)

LG,

Steel

9
Jan
2009

Vermisste Personen

Hallo, liebe Leserinnen und Leser.

Ich hoffe, ihr habt den Jahresübergang alle gut überstanden. Ich habe 2009 leider mit einer fetten Grippe begonnen, aber die ist inzwischen bis auf etwas Husten auch wieder vorbei.

Statt einer kleinen Anekdote diesmal mal wieder eine Frage an euch:

Wann kann man eurer Meinung nach (nicht googlen) einen Menschen als vermisst melden? Wann muss die Polizei nach jemandem suchen?

Ich denke einfach schon zu lange als Polizist, so dass ich in diesem Fall die Gedanken meiner Anrufer nicht immer nachvollziehen kann. Ich bitte um rege Teilnahme :-)

LG,

Steel

24
Dez
2008

Frohe Weihnachten

Ein paar Kommentatoren haben in der Vergangenheit ja immer wieder versucht, die Leser dieses Blogs als naive Masse von Menschen darzustellen, die völlig willen- und meinungslos alles toll findet, was Steel so postet. Das dem überhaupt nicht so ist, zeigt wohl die Diskussion im vorangegangenen Artikel mehr als deutlich. Ich habe mich sehr über die rege Diskussion gefreut und vor allem darüber, dass es so viele Leser gibt, die völlig richtig darauf bestehen, dass in dem beschriebenen Fall eine Warnung im Sinne von Gefahrenabwehr unbedingt erforderlich ist. Ich bin stolz auf euch. Ich finde eure Einstellung gut, richtig und wichtig. Was wichtig ist, sieht aber jeder ein wenig anders. So sind für manchen zum Beispiel Fritten wichtiger als Fragen eines Polizisten ...

Montag, 22.12.08

Die normale Amtsleitung klingelt.
"Leitstelle der Polizei XY, Steel, guten Tag."
"Guten Tag. Mein Name ist Doktor M. Sie müssen mir dringend helfen. Meine Frau und ich haben uns Samstag entschlossen uns zu trennen. Und jetzt hat sie mich angerufen und gesagt, ich solle mich in Gedanken von ihr und unseren drei Kindern verabschieden. Sie wolle sich mit den Kindern von der ZZ-Autobahnbrücke stürzen. Bitte glauben Sie mir. Ich bin nicht betrunken oder verwirrt oder so. Ich bin Arzt und befinde mich in meiner Praxis und es geht wirklich um Leben und Tod. Bitte."
"Ganz ruhig. Ich glaube Ihnen ja. Also, Ihre Frau hat ausdrücklich die ZZ-Autobahnbrücke genannt!?"
"Ja, genau da wollte sie hin."
"Wo wohnen Sie denn und was für ein Auto fährt Ihre Frau?"
"Hören Sie - es geht jetzt wirklich um Sekunden. Das Leben meiner Frau und meiner Kinder ist in Gefahr und Sie stellen mir hier solche Fragen. Bitte unternehmen Sie schnell etwas."
"Das möchte ich. Aber um schnell und effektiv arbeiten zu können, brauche ich bestimmte Informationen. Sie sagen, es geht um Sekunden - wann haben Sie denn mit Ihrer Frau telefoniert?"
"Hm... Das war so gegen 14.00 Uhr. Genau. Da hat sie gesagt, dass sie sich umbringen will."
Ungläubig. "14.00 Uhr??? Das war vor ZWEI STUNDEN! Es ist jetzt 16:03 Uhr!!!"
Ausweichend. "Pfff.... Jaaaa. Wissen Sie, sie hatte mich da aber auch gerade auf dem Handy erreicht, als ich an der Pommes-Bude war. Und anschließend hatte ich noch Patienten in der Praxis, um die ich mich erstmal kümmern musste ..."
.

.
.
Den weiteren Dialog, meinen kleinen Konflikt mit der Wohnortbehörde der Familie (die zuständige Leitstelle wollte den Fall lieber an mich abwimmeln) erspare ich euch. Die Geschichte ging jedenfalls gut aus. Letztlich wurde die Frau samt der drei Kindrer und einer Eheberaterin an der Heimatadresse wohlbehalten angetroffen.

So, lieben Leserinnen und Leser - ich wünsche euch ein schönes und friedliches Weihnachtsfest. Ich feiere heute auch im Kreise der Familie; ab morgen um 13.00 Uhr passe ich dann wieder auf euch auf. Ich hoffe, ihr ruft nicht zu oft an ... :-)

Frohe Weihnachten,

euer Steel

30
Nov
2008

Steel grübelt

Meistens stellt mich ja das sogenannte polizeiliche Gegenüber vor Rätsel. Meistens... Aber auch die Führung, sowohl die behördliche als auch die des IM ist für mich nicht immer völlig transparent. Könnt ihr mein Stirnrunzeln bei dem folgenden Sachverhalt begreifen oder sehe ich da einfach nicht klar?

"Steel, in V-Stadt sind zwei Jugendliche ins Krankenhaus eingeliefert worden. Sie hatten nach dem Genuss von Marihuana schwere Lungenbeschwerden. Das BtM wird jetzt in einem Labor untersucht. Es kann sein, dass etwas mit dem Zeug nicht in Ordnung war. Falls dem so ist, dann musst Du mal schauen, ob Du, ggf. in Zusammenarbeit mit der Pressestelle, die Öffentlichkeit warnst."

Ähm. Ich soll die Öffentlichkeit informieren, dass sie sich ggf. gesundheitliche Schäden zufügen, wenn sie illegale Substanzen konsumieren?
Was meint ihr?

27
Nov
2008

Ein dickes Schloss

Ich weiß, dass so mancher Leser verärgert ist, weil hier schon länger nichts Amüsantes mehr zu lesen war. Aber ich werde weiter authentisch bleiben und mir nicht irgendetwas aus den Fingern saugen. Da nach mir auch mein Chef erkrankt war, musste ich wieder mal in die Rolle des PvD schlüpfen. Und so habe ich mich in den vergangenen anderthalb Wochen mit Meldepflichten, Urlaubsplanung, Presseberichten, Besprechungen etc. herumgeschlagen. Auch heute dauerte mein Dienst-Tag 11 Stunden, ohne dass ich ein einziges Telefonat mit einem Bürger geführt habe. Was mich aber nicht daran hindert, einen kurzen Dialog wiederzugeben, den der Kollege neben mir am Telefon führte ...

"Polizeinotruf."
Eine weibliche Stimme. "So, jetzt brauche ich mal ganz schnell ein dickes Schloss!"
"Hm. Aha. Dann kaufen Sie eines, vielleicht ... bei OBI?"
Nachdenklich. "Kaufen. OBI. Hm... Ist das denn teuer? Nee, das geht nicht. Ich habe kein Geld."
"Tja, vielleicht kann ein Nachbar oder der Hausmeister aushelfen...!?"
Eine Idee. "Ah, moment mal. Es kann sein, dass ich selbst eines habe. Ich schau mal nach ..."

Erklärt ihr es mir. WARUM ruft sie den Notruf an???
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Zuletzt aktualisiert: 29. Mai, 17:19

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