10
Dez
2009

Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen ...

... dachte sich scheinbar ein Herr, der den Notruf wählte und einen Kollegen von mir am Draht hatte:

"Polizeinotruf."

"Ja, guten Tag. Ich bin hier im Wald und habe ein Zelt gefunden."

Och, Gott, wie interessant. "Aha."

"Ja, wissen Sie, ich glaube, das gehörte einem Obdachlosen."

Na, das wäre ja ein Hammer. "So?"

"Naja, jedenfalls liegt da einer drin - und der ist schon ganz schön verwest ...!"

Ups.

P.S.
Nein, wir tragen zu Nikolaus keine roten Socken :-)

P.P.S.
Schönen Gruß an die Kollegin J.S. aus H-Stadt - liest Du hier noch mit?

6
Dez
2009

Ausbrecher

Bin ich froh, dass die beiden Ausbrecher aus Aachen wieder geschnappt sind. Das war vielleicht ein Stress am letzten Wochenende im Nachtdienst. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Leute hunderpronzentig sicher waren, dass sie die beiden in ihrer Stadt gesehen haben. Soooo viele Hinweise bei denen uns schon im Vorfeld klar war - das sind die nicht. Aber trotzdem können wir solche Hinweise nicht einfach ignorieren.

Was den Artikel vom letzten Mal angeht:
Die beiden Rheinbahner waren zwei 13jährige Jungen, die die Frau an einer Bushaltestelle angesprochen und um Hilfe gebeten hatte. Die beiden sind dann ganz brav mit der Frau in den Hauskeller gegangen und warteten lieb und hilfsbereit dort, bis die Polizei eintraf. Die stellte dann allerdings rasch fest, dass die Realität und die Wahrnehmung der Dame zum Teil stark von einander abwichen ... Sie hatte zwar eine erwachsene Tochter, die aber weder eingesperrt noch irgendwie verschwunden war. Da die Dame aber von dieser wilden Geschichte abgesehen im Alltag zurecht zu kommen schien, weder sich noch andere gefährdete, haben die Kollegen ausser einem aufklärenden Gespräch keine Maßnahmen getroffen.

P.S.
Schönen Nikolaus.

24
Nov
2009

Eingesperrt und verschwunden

Gestern war ein echter Dreckstag. Der Dienst fing schon mit einer Großlage an, alles war chaotisch, das Wetter wütete ganz ordentlich - und die Anrufer hatten kein Erbarmen mit uns. Warum höflich sein, warum Straßennamen sagen, warum nachdenken - kann die Polizei doch alles selber machen. Und dann rief mich noch diese besorgte Dame an, an der ich echt gescheitert bin ...

Polizeinotruf.
Eine weibliche Stimme, ca. 50 Jahre aufwärts. "Äh, hallo? Meine Tochter ist verschwunden. Können Sie bitte kommen!?"
"Wie alt ..."

Mich ignorierend. "Die war im Keller. Die war von ihrem Freund eingeschlossen worden und jetzt ist sie nicht mehr da. Kommen Sie ganz schnell!"
"Wie ..."
"Meine Tochter ist weg, und die war eben noch da. Und die hat gesagt, ich soll sie dringendst mir der Polizei da raus holen."
"Hat ..."
"Haben Sie mich verstanden???"
Schmunzelnd. "Ja, ich versuche es. Wie ist Ihr Name bitte? Frau ... ?"
"Pötter." (Name geändert)
"Pötter?"
Wieder ignorierend. "Meine Tochter hat mich beauftragt Sie zu holen. Die war eben noch da. Kommen Sie SCHNELL jetzt!"
"Ja. Ihr Name ..."
"Meine Tochter ist nicht mehr da!"
Es reicht. "Antworten Sie jetzt mal nur auf meine Fragen. Sonst nichts erzählen - okay!? Also, Ihr Name ist Pötter, ja!?"
"Pimpelweg 18 (geändert), meine Tochter, die war eben noch da, die ... "
Diesmal unterbreche ich. "Ja, ich habe verstanden, dass die eben noch da war. In welcher Stadt wohnen Sie?"
"Pimpelweg 18."
"Ja, das ist eine Straße. Und in welcher Stadt?"
"Bitte?"
"In welcher Stadt wohnen Sie?"
"Bitte?"
Boay, ey. "In welcher Stadt wohnen Sie? Stadt! Es-Te-A-De-Te!"
"In yx-Stadt."
Na, endlich. Und weiter im Text. "So, und da dann Pimpelweg 18."
"Ja."
"Wie heißt denn Ihre Tochter?"
Rufend. "Petunia (Name geändert) wo bist du? Meine Tochter hat mich angerufen von unterwegs. Die ist eingesperrt worden. Seit 3 Stunden sitzt die da und jetzt ist sie nicht mehr da."
Ich versteh das alles nicht. "Kann ICH Ihre Tochter irgendwie erreichen?"
"NEIN. Sie MÜSSEN jetzt KOMMEN."
Vor allem müsste ich das mal kapieren. "Zu IHNEN!? Zum Pimpelweg!?"
Unbeirrt. "Pimpelweg 18, aber schnell!"
Keine Lust mehr. "Ja, die Kollegen kommen vorbei. Tschöö ..."

Fünf Minuten später nimmt ein Kollege einen Notruf entgegen. "Hey, Steel. Die Frau vom Pimpelweg hat gerade wieder angerufen. Da wären jetzt zwei Männer von der Rheinbahn bei ihr, die ihr helfen alle Keller im Haus aufzubrechen. Die Kollegen sollten jetzt mal schnell kommen!"

Seufz ...

Lasst hören wie die Story eurer Meinung nach ausgeht!

21
Nov
2009

Ups

Schon November? Wie die Zeit vergeht. Ich könnte euch jetzt etwas von dienstlichem internen Stress (einen Kollegen aus der Gruppe geschmissen), Grippe, Rückenverletzungen, Schreibmüdigkeit etc erzählen - aber irgendeiner der Kommentatoren hat mal ärgerlich bemerkt, dass die Hälfte meiner Beiträge nur aus Entschuldigungen und Ausreden fürs Nichtbloggen bestünden. Gut. Dann sage ich also nichts dazu und mache einfach weiter, als wäre der letzte Post nicht schon im August gewesen ... :-)

P.S.
Vor ein paar Tagen erreichte mich eine Mail, in der jemand Interesse bekundete meinen Blog kaufen zu wollen!? Habt ihr eine Ahnung, was ich mir darunter vorstellen kann? Wie kann man einen Blog kaufen???

P.P.S.
Nighty und Deer - danke für eure lieben Mails. Ich habe sie gelesen und mich gefreut, aber meine Finger waren zu schreibfaul zum Antworten. Bitte nicht böse sein. Wird wieder besser.

Du Arsch

Ich habe ja schon einmal erzählt, dass die Leute sich sehr oft verwählen und dann plötzlich in einer Notrufleitung landen. Die meisten entschuldigen sich, manche legen einfach schnell wieder auf. Und dann gibt es noch ein paar, die sich nicht vorstellen können, dass sie sich verwählt haben. Einen davon hatte ich am Draht, war aber weder gut drauf noch war mir der Mann sympathisch, weshalb ich wohl etwas unterkühlt rüberkam ...

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme mittleren Alters, leicht heiser, wiederholt spöttisch und gedehnt: "Pooliiizeinoootruuuf? *gluckst* Oder vielleicht Pooolizeiiinotdurft?"
Sachlich wiederhole ich förmlich: "Hier ist der Polizeinotruf der Behörde XY."
Der Mann lacht wieder. "Jaaa, neee, ist klar. Ich komm 10 Minuten später, weißte Bescheid, ja!"
Weiter sachlich und korrekt. "Nein, ich weiß nicht Bescheid. Haben Sie einen Notfall?"
Leicht verärgert. "Markus, DU ARSCH!!! Ist gut jetzt."
Kühl. "Hier ist nicht Markus, hier ist der Polizeinotruf der Behörde XY."
Wieder Lachen. "Boah, ey, du machst das echt super. Aber es reicht jetzt, okay!"
Das finde ich auch. "Das stimmt. Hier ist der Polizeinotruf und Sie haben sich scheinbar verwählt."
Spöttisch. "Verwählt *hehehe*, ja, nee, ist klar ... *hehehe*"

"Gut, dann trenne ich jetzt die Leitung."
Klick.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Verschwörungen bzw. Verschwörungstheorien finde ich sehr spannend, und die ersten 29 Folgen der Serie "Offenbarung 23" von Jan Gaspard fand ich ganz toll. Ein wenig dazu passt diese Studie, die sich anscheinend mit dem Thema Gewalt GEGEN Polizeibeamte beschäftigen sollte ...

Das Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen unter der Leitung von Professor Christian Pfeiffer hatte einen Fragekatalog erarbeitet, der bundesweit durch Polizeibeamte ausgefüllt werden sollte.
Hintergrund der Befragung ist die gestiegene Angriffshäufigkeit auf Polizisten, so dass die deutschen Innenminister eine Studie forderten, um herauszufinden, wie oft und in welchen Situationen Polizeibeamte im Einsatz angegriffen werden.

Fraglich ist jedoch, ob das KFN das Ziel der Studie nicht verstanden hat - oder ggf. nicht gut auf Polizisten zu sprechen ist.
Die zugesicherte Anonymität gerät durch dezidierte Fragen zur Person und dienstlichen Verwendung zur Farce. Es werden Fragen gestellt, ob man sich selbst nicht als provokativ in der Einsatzsituation empfunden hat und man soll sich in die Situation des Täters versetzen.
Getoppt wird das Ganze durch Fragen zur Gesinnung. Es werden "Stammtischparolen" zitiert und man soll ankreuzen, inwieweit man sich damit identifiziert. Alleine die Fragestellungen bedienen unterste Klischees über "gewaltgeneigte und rechtsorientierte Polizisten".
Fragen, die ebenfalls u.a. beantwortet werden sollen lauten z.B. ob "...ihre Mutter in ihrer Kindheit ausreichend mit ihnen gekuschelt hat..." und "...ob Sie von Ihrem Großvater als Kind mit Gegenständen geschlagen wurden..."

Die Studie wurde zunächst gestoppt und Professor Pfeiffer erklärte, dass man das völlig missversteht. Man wolle den Beamten nichts unterstellen, sondern sie nur sensibilisieren ... Achso.

Einen Artikel dazu findet ihr u.a. hier

Was denkt ihr darüber?

9
Aug
2009

Kopfschütteln

Es gibt Leute wie den kleinen Robin (siehe Polizeitaxi), die völlig korrekt um Hilfe bitten. Und dann gibt es diese Anrufer, die meinen, dass sie die Polizei für alle möglichen Sachen einspannen können, weil sie "ja schließlich genug Steuern zahlen" ...

Gekotzt

"Polizeinotruf."
Die Stimme einer jungen Frau. "Ja, hallo. Meine Mutter hat hier eben gekotzt und der geht es nicht gut."
"Aha. Soll ich Ihnen einen Krankenwagen schicken?"
"Nee, nee. Also, wir waren im Bus, und dann hat die angefangen zu kotzen. Und dann war ein Mann total unfreundlich und dann hat mein Freund Stress mit dem gekriegt. So. Und dann hat der Busfahrer uns rausgeschmissen, weil meine Mutter alles vollkotzt und mein Freund Stress mit dem Typen hatte."
"Ja - und jetzt?"
Ungeduldig. "Ja - jetzt wollen wir nach Hause."
Bestätigend. "Gute Idee, das halte ich auch für das Beste."
Hoffnungsvoll. "Ja, kommen Sie vorbei und holen uns ab!?"
Stur. "Nö. Warum sollten wir?"
Beharrlich. "Na, meine Mutter hat doch gekotzt und der Bus ist doch weg!"
Entschlossen. "Dann rufen Sie einen Bekannten oder Verwandten an, damit der Sie dort abholt oder Sie bestellen sich ein Taxi. Wir fahren Sie nicht!"
Enttäuscht. "Och ... Na, gut."

Vermisst

"Polizeinotruf."
Die Stimme einer jungen Frau. "Ich möchte meine Schwester als vermisst melden. Die hat geweint, und ich weiß nicht, wo die jetzt ist. Können Sie die suchen? Orten Sie doch mal schnell ihr Handy!"
"Da brauche ich schon ein paar mehr Informationen: Ist Ihre Schwester erwachsen, warum hat sie geweint und welche Gefahren befürchten Sie?"
"Ja, also die hatte so Streit mit ihrem Mann. Und dann hat die geweint und ist aus der Wohnung gegangen. Und jetzt will ich die anrufen, aber die geht nicht an ihr Handy. Und wo die ist, weiß ich nicht. Und ihr Mann, der weiß das auch nicht."
Nicht überzeugt. "Also, dass man im Streit schon mal anfängt zu weinen, ist ja nicht ungewöhnlich. Und dass man anschließend erstmal alleine sein will, ist ja auch verständlich. Ich sehe immer noch nicht die Notlage."
Ungeduldiger. "Ja, aber ich weiß nicht, wo die hingegangen ist, und die geht nicht an ihr Handy."
"Ich denke, wenn ihre Schwester ihre Hilfe benötigt, wird sie schon an ihr Telefon gehen oder Sie anrufen."
"Nee ... auf mich ist die, glaube ich, auch sauer."
Auch ungeduldiger. "Passen Sie auf, ich sage das jetzt mal ganz klar: Wenn zu befürchten ist, dass ihrer Schwester Gefahren für Leib oder Leben drohen - dann orten wir sie und suchen natürlich nach ihr. Wir machen aber gar nichts, wenn sie Familienstreit haben und jetzt einfach mal schnell über uns herausfinden wollen, wo ihre Schwester sich aufhält. Verstehen Sie das?"
Das hätte ich besser so nicht erklärt.
"Ja, das verstehe ich."
"Okay, bestehen nun irgendwelche Hinweise, dass ihre Schwester sich etwas antun könnte, oder dass sie in eine hilflose Lage gerät?"
Unzufrieden. "Nee ... Aber ich weiß halt nicht, wo sie ist!"
"Okay. Das hatten wir schon. Wenn ihre Schwester sich beruhigt hat, wird Sie sich melden. Wir können erstmal nichts für Sie tun."

Ich beendete das Gespräch und bemerkte aufgrund der hohen Anzahl von Notrufen erst viel später, was meine Kollege am Nebentisch ein paar Minuten später machte ...
"Steel, kannst Du Dich mal mit um den Vermissten-Einsatz in H-Stadt kümmern!? Da ist so eine Frau im Streit aus der Wohnung gelaufen, und die Familie weiß nicht, wo sie jetzt steckt. Ihre Schwester hat mich angerufen und erzählt, dass ihre Schwester dazu neigt so komische Anfälle zu bekommen, wenn sie sich aufregt. Eine Ortung habe ich veranlasst, die Kräfte sind erstmal unterwegs."
Hm, joa. Na, sicher.

Einige Zeit später meldet einer der eingesetzten Kollegen: "Wir haben die Frau gefunden. Der geht es soweit gut, die wollte nach einem Streit nur mal ein wenig für sich sein. Die meldet sich wieder bei ihrer Familie, wenn sie weniger sauer ist."
Ach, sehr überraschend, nicht wahr?

29
Jul
2009

Gedächtnis

Also, die intellektuellen Leistungen mancher Leute machen mir wirklich Sorgen. Okay, manche wissen ihre eigene Handynummer nicht, aber das hier ...

Auszug aus dem Gespräch eines Kollegen:

"Wo wohnen Sie denn?"
Grübelnd. "Moment, ich schaue mal eben auf meinen Personalausweis ..."

Polizeitaxi

So viele Betrunkene, Verrückte oder Unverschämte rufen die Polizei an, weil sie meinen, dass die Polizei sie doch mal gut und gerne gratis nach Hause fahren kann. Das wird von uns natürlich stets in mehr oder weniger freundlichen Worten abgelehnt. Gestern aber hat einer gegen mich gewonnen ...

"Polizeinotruf."
Eine ganz junge Stimme. "Hallo, hier ist der Robin. Ich habe mein Schoko-Ticket verloren, und jetzt ist es schon ganz dunkel hier. Wir sind gerade erst hier hingezogen, und ich weiß den Weg nach Hause noch nicht."
"Wie alt bist Du denn?"
"Ich bin zwölf."
"Okay, Robin. Warum rufst Du nicht Deine Eltern an, damit sie Dich abholen?"
"Das geht leider nicht, weil ich kein Guthaben mehr auf meinem Handy habe."
"Verstehe. Kannst Du mir denn die Nummer Deiner Eltern sagen, dann rufe ich die an!?"
"Die kann ich Ihnen sagen. Aber das Telefon ist noch nicht freigeschaltet, da kann man noch gar nicht anrufen."
Ein Junge, 12 Jahre, alleine im Dunkeln, in einer noch fremden Stadt. Gewonnen. "Alles klar, Robin. Dann sag mir mal, wo Du stehst und die Kollegen holen Dich dann da ab.

Gesagt, getan. Der brave Junge wurde nach Hause gefahren und seinen Eltern übergeben. Muss ja auch mal gut laufen :-)

26
Jul
2009

Ortung

Auszug aus dem Gespräch, das ein Kollege angenommen hat:

Die nuschelnde Stimme eines betrunkenen jungen Mannes: „Hallo, Herr Wwwachtmeister. Isch habe eben mein Hhhandy in der Disco XY verloren. Könnense das nich mal für mich orten?“

19
Jul
2009

Eine Frage ...

Ohne Kommentar ...

"Polizeinotruf." (NOTRUF ist kein Teil meines Namens - das hat eine Bedeutung!!!)

Die ruhige Stimme einer Frau mittleren Alters. "Guten Tag. Hören Sie mal, ich habe da mal eine Frage: Meine Tochter ist im Urlaub. Soll ich in ihrer Wohnung die Jalousien ganz runter machen oder ein Stückchen auflassen ...?"
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