28
Jan
2007

Seminar

Bin ab heute abend für eine Woche auf einem Lehrgang. Danach kümmere ich mich um die offenen Kommentare und Fragen.

Bis bald,

Steel

27
Jan
2007

Erinnerungen

Ich kann euch nichts von gestern abend berichten, da ich nicht zum Nachtdienst gegangen bin, weil es mir nicht gut ging.
Weil ich jedoch geschrieben habt, dass euch alle möglichen Geschichten interessieren, werde ich mal nach und nach ein paar Geschichten aus der Vergangenheit erzählen...

Es war einmal ein junger Polizeimeister namens Steel....
Ich habe gerade die Ausbildung abgeschlossen und während die meisten meiner Klassenkameraden in eine Hundertschaft, zum Flughafen oder zum Objektschutz kommen, werde ich direkt in den Einzeldienst versetzt. Ich bin 22 Jahre alt und werde von nun an in einer Großbehörde in der sog. Altstadtwache Streifendienst versehen.
Der Anfang ist nicht einfach. Die Dienstgruppe ist ein handfester Haufen und blickt skeptisch auf den wohlerzogenen Jungen, der mit guten Noten von der Schule kommt und bei gemeinsamen Kneipenbesuchen nach dem Dienst eine Cola bestellt, während alle anderen einheitlich Bier trinken.
Weil ich immer freundlich zu den Leuten bin, sind die Kollegen nicht sicher, ob ich vielleicht feige bin und sie bei einer Schlägerei im Stich lassen würde. Sie behandeln mich ordentlich, aber distanziert.
Eines abends bin ich mit einem Kollegen zu Fuß unterwegs und wir werden in ein Bistro geschickt. Jemand will dort seine Zeche nicht begleichen. Es ist Wochenende, wir haben Nachtdienst. Das Bistro ist rappelvoll. Unser Kandidat sitzt auf einem Hocker am Tresen. Er hält die Arme verschränkt und blickt uns trotzig entgegen. Kollege Richard spricht ihn an, ich stelle mich sichernd daneben, so dass wir ein Dreieck bilden. Plötzlich schiebt sich ein schlanker, hochgewachsener junge Mann vor mich. Ich kann weder den mutmaßlichen Zechpreller noch Richard sehen. Der junge Mann schaut mich böse an und sagt irgendwas zu mir. Ich verstehe ihn nicht, murmele nur "Ja, ja...schon gut." und schiebe ihn sanft zur Seite, damit ich Richard und den Zahlungsunwilligen wieder im Blick habe. Dieser sagt gerade etwas protestierend und ich fixiere ihn, als plötzlich die Menge laut wird und ich hektische Bewegungen aus dem Augenwinkel wahrnehme.
Richard und der Lange, der mich angequatscht hatte, liegen auf dem Boden und kämpfen miteinander. Der große Typ gewinnt die Oberhand und stößt Richard von sich. Ohne zu überlegen mache ich einen Satz und stürze mich auf den Mann. Ich sehe nur noch die Füße der Leute, die an den Bistrotischen sitzen, den Kachelboden und den wütenden Mann unter mir, der nach mir schlägt und tritt.
Ich bin empört. So was. Zweimal stoße ich schnell mit dem rechten Ellenbogen zu. Die Bewegungen sind schnell, aber nicht hart. Der Kopf des Mannes ruckt zweimal zur Seite und stößt auf den Boden. Seine Gegenwehr erlischt. Er wendet mir sein Gesicht wieder zu. Seine Nase blutet und sein eines Auge ist geschlossen und schwillt an. Ich bin erschrocken. Shit - war ich das etwa!?
Wir fordern einen weiteren Streifenwagen an. Die Kollegen müssen sich um den Zahlungsunwilligen kümmern, Richard und ich nehmen unseren Boxgegner mit zur Wache.
Er sieht schlimm aus. Er hat das Blut aus seiner Nase verschmiert und sein Auge ist bös geschwollen. Ich habe irgendwie einen Kloß im Magen. Das wollte ich doch nicht. Die ganze Zeit schimpft und flucht er. Er sei Kellner und so könne er nicht arbeiten. Das sei alles meine Schuld. Ich müsse ihm den Arbeitsausfall ersetzen. Ich schweige.
Auf der Wache sitze ich mit Richard am PC und schreibe mit ihm die Anzeige gegen den Mann. Johlend betreten zwei Kollegen den Raum: "Ey, Richard...whooo. Wat haste denn mit dem Typen gemacht, der da vorne sitzt? Der sieht ja aus..."
Richard winkt ab. "Nee, das war ich nicht. Steel hat den so vermacht."
Überrascht blicken die Kollegen mich an. "Ey, Alter... Richtig so." Einer klopft mir anerkennend auf die Schulter.
Ich fühle mich schlecht. Die Anerkennung stößt mich ab. "Ja, ja... Wir müssen jetzt noch schreiben."
Ich überlege die ganze Zeit, was da eigentlich passiert ist. Was ist, wenn der Mann mich jetzt anzeigt? Ich wollte ihn doch gar nicht so zurichten. Ein alter Obermeister, dem ich schüchtern meine Gedanken mitteile, winkt gelassen ab. "Das ist ein Vollproll und er ist besoffen. Er hat euch angegriffen und hat ein paar auf die Fresse gekriegt. Das wird er schon verstehen, wenn er wieder nüchtern ist."
Ich bleibe unsicher. Als ich morgens nach dem Dienst im Bett liege, sehe ich immer wieder sein zerschlagenes und blutiges Gesicht vor mir. Das war das erste Mal, das ich mich von jugendlichen Raufereien abgesehen, richtig geschlagen habe.
Ich habe nicht fest geschlagen. Es waren der Kachelboden und mein Ellenbogen, die unglücklich zusammen gewirkt haben.
Die Anerkennung der Kollegen macht mich wütend.
Die Beschuldigungen des blutenden Mannes gehen mir immer wieder durch den Kopf.

Abends ist wieder Nachtdienst. Mit einem unguten Gefühl betrete ich die Wache. Einer der Kollegen ist schon da. "Ey, Steel. Der Typ von heute nacht war gerade hier."
Mein Magen ist ein Eisblock. Ich wusste, dass das ganze ein Nachspiel haben wird.
"Er hat nach Dir gefragt und wollte sich entschuldigen. Ihm sei klar, dass Du die Anzeige gegen ihn nicht nicht zurückziehen kannst, aber er wollte loswerden, dass ihm sein Verhalten peinlich ist. Er hofft, dass Du nicht mehr sauer auf ihn bist."
ER hat sich ENTSCHULDIGT. Ich setze mich hin. Willkommen in der Realität, junger Mann...

26
Jan
2007

Beschwerden, Wünsche

Es ist Freitag, vier Spätdienste liegen hinter mir und meine getreuen Leser mahnen berechtigt Berichte an. Recht habt ihr. Ich bin ja auch willens und bereit, euch teilhaben zu lassen, aber irgendwie... Entweder sind die Leute im Moment sehr zahm oder ich nehme das schon für zu normal alles hin.
Heute abend habe ich Nachtdienst, und Freitagnacht ist eigentlich immer einiges los. Falls nicht - habt ihr denn vielleicht irgendwelche Fragen oder bestimmte Gebiete über die ihr etwas wissen möchtet?

20
Jan
2007

Steel´s back

Hallo, zusammen.
War in der vergangenen Woche auf einem kleinen Kurzurlaub. Das bedeutete für euch natürlich eine Woche ohne Lesestoff, für mich war es ein notwendiges die-Seele-baumeln-lassen.
Ab Montag habe ich vier Spät- und zwei Nachtdienste und bin motiviert euch mit ein paar kleinen Geschichten zu unterhalten.
Ich hoffe, eure Kommentierfreudigkeit bleibt erhalten, denn wenn ich auch in den Kommentaren nicht allzu oft das Wort ergreife, lese ich aber alles.

Ich wünsche euch allen ein schönes WE.

P.S.
@Hotelblogger:
Habe den Quellcode des Counters geändert. Mal sehen, ob es jetzt besser geht...;-)

12
Jan
2007

Angespannt

Ich bin müde, gelangweilt und ein wenig leer. Anrufe wie dieser strengen mich an und nerven mich.
Ich weiss gar nicht, ob ihr meine Gereiztheit bei dieser Dame nachvollziehen könnt. Sie hat das ja sicher alles gut gemeint.

"Polizeinotruf."
Ein weibliche Stimme. Geschätzt auf ca. 45 Jahre. "Guten Tag. Ich habe da mal eine Frage...!"
"Ja, bitte. Fragen Sie."
"Ich habe eben beobachtet, dass ein PKW ein Reh angefahren hat. Das Reh ist dann aber weiter in den Wald gelaufen. Wen muss ich jetzt anrufen, was soll ich tun?"

"Also Sie sind aber nicht am Unfall beteiligt!?"
Entrüstet, dann triumphierend. "ICH? Nein, nein. Aber ich habe es gesehen!"
"Und was ist mit dem PKW, der an dem Unfall beteiligt ist?"
"Ja, die Leute haben angehalten und geschaut, ob sie einen Schaden am PKW haben."
Boah, Frau. Jetzt spul mal vor. "Ja, und haben Sie mit den Leuten gesprochen?"
"Nein, nein. Ich bin weiter gefahren. Wollen Sie vielleicht meinen Namen notieren, für die Versicherung?"
Was stellt die Frau sich vor? "Ich? Nein, möchte ich nicht."
"Okay. Was machen wir jetzt wegen des Rehs?"
Seufz. "Es ist weitergelaufen, richtig!?"
Hartnäckig. "Ja, aber vielleicht hat es sich verletzt!"
Ausatmen. "Ja, vielleicht... Man könnte den Jagdausübungsberechtigten anrufen und ihm Bescheid sagen."
Zufrieden. "Ja, das ist gut. Können Sie mir vielleicht die Nummer sagen?"
Das war ja klar. "Dann brauche ich die genaue Unfallstelle. Die Jagdausübungsberechtigten haben alle bestimmte Bezirke."

Grübelnd. "Hm...tja...das war irgendwo zwischen M-Stadt und R-Stadt."
Klar. Das ist präzise. "Geht es ein wenig genauer?"
"Ja, wissen Sie, wo früher mal der alte Hühnerhof war?"
Tief atmen. Es vergehen ein paar Minuten mit der Suche nach dem Unfallort. Ich gebe ihr die Nummer von einem JAB. Ich hoffe, es ist der richtige.

So, das wars jetzt. Schnell verabschieden und auflegen.
Denkste. Nicht mit ihr.
"Ach, wo ich Sie gerade am Telefon habe..."
NEEEEEINNNN. Geh weg. Bitte.
Kläglich "Ja?"
"Also in unserem Garten, da habe ich letztens Eierschalen gefunden."
Ich bin überarbeitet. "Ja, und jetzt?"
"Naja, und unser Gartentor neben dem Häuschen - das war beschädigt."
Einsilbig. "Hm."
Enthüllend "Und eine halbe Scheibe Brot habe ich auch gefunden!!!"
Ich sollte Spezialeinheiten anfordern. "Hm... Also isst jemand unberechtigt in Ihrem Garten!?"
Unsicher. "Ich weiss nicht. Könnte auch sein, dass die Schalen von einem Vogelei waren."
Ich will nach Hause. "So, so."
Pfiffig. "Aber wissen Sie - `93 wurde schonmal bei uns eingebrochen."
Alles klar. Das ist der Hammer. 14 Jahre später kehrt der Täter an den Ort des Verbrechens zurück, macht ein Gartentor kaputt, um Brot und Eier zu essen. Ich telefoniere mit Miss Marple.

"Ahso, ja."
"Soll ich da mal irgendwann vorbeikommen, um Anzeige wegen des Tors zu erstatten."
"Hm.. Nee, das sollten die Kollegen sich besser mal anschauen. Ist ja ein TATORT, nicht wahr!?"
Glücklich. "Wunderbar. Wann haben Sie Zeit? Nächste Woche irgendwann?"
Jetzt muss ich doch lächeln. "Die Kollegen kommen dann gleich, so in einer Viertelstunde ungefähr."
Das Leben ist schön. "Ach, das ist ja toll. Wie gut, dass ich sie angerufen habe..."
Hm, hm...joa, finde ich auch. Mehr oder weniger...

Gut, dass ich nächste Woche frei habe. Muss meine Geduldreserven ein wenig auftanken.

11
Jan
2007

Kontakt

Ich hatte das schon mal irgendwann gepostet, aber aufgrund der aktuellen Anfragen hier noch mal meine Erreichbarkeit:

steelcop(at)googlemail(dot)com

6
Jan
2007

...an der Leine

Schöne Diskussionen und viele Kommentare. Freut mich immer, wenn hier was los ist. Bleibt so.
Ich habe leider im Moment nicht viel zu berichten. Viel zu berichten hatte allerdings eine Dame, die heute im Frühdienst so ca. 12 mal anrief.
Bei ersten Mal teilte sie einem Kollegen mit, dass sie seit Stunden einen toten Hund an der Leine habe.
Kurz darauf rief sie erneut an, um zu erzählen, dass sie sich geirrt habe. Es sei kein toter Hund an der Leine, sondern ein Helicopter samt Besatzung...

2
Jan
2007

2007

Ein frohes neues Jahr wünsche ich euch allen.

An alle die, die Silvester frei hatten:
Wie waren eure Silvesterfeiern?

An alle die, die in der Silvesternacht arbeiten mussten:
War es bei euch auch so hektisch?

Aufgrund der schlechten Wetterprognosen waren wir eigentlich davon ausgegangen, dass alles recht ruhig werden würde. Pustekuchen.
An so ein Silvester kann ich mich gar nicht erinnern. Das ging von 21 Uhr bis morgens um 05:30 Uhr Schlag auf Schlag. Brände, Alkoholleichen und Schlägereien en masse. Das war wirklich nur noch Fließbandarbeit im Supertempo, was wir auf der Leitstelle gemacht haben.
Verdammt bitteres Gefühl, als die Feuerwehr unsere Hilfe brauchte, weil sie angegriffen und mit Raketen beschossen wurde und ich sagen musste: Tut mir leid. Ich kann keinen mehr schicken. Alle, die ich habe, prügeln sich schon...
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Zuletzt aktualisiert: 29. Mai, 17:19

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