2
Nov
2006

Nie mehr heiraten

Manchmal muss man es einfach rauslassen...

"Polizeinotruf."
Der Anruf kommt aus einer Telefonzelle, wie ich auf dem Display sehen kann.
Eine weibliche Stimme brüllt mich an:"Ich heirate nie mehr. Männer und Frauen - das ist doch alles scheisse. Ich habe die Schnauze voll!!!"

Klick.

31
Okt
2006

Wo bin ich?

"Polizeinotruf."
Eine weibliche Stimme. "Guten Tag. Ich bräuchte mal Ihre Zweigstelle in L-Stadt."
"Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Worum geht es denn?"
"Nun, wir sind hier in L-Stadt und haben einen Unfall. Wir bräuchten jemanden, der den Unfall aufnimmt."
"Okay. Ist jemand verletzt worden?"
"Nein, nein. Es ist nur Sachschaden entstanden."
"Alles klar. Ich schicke Kollegen zu Ihnen. Sie sind in L-Stadt, wo da genau?"
"L-Stadt, richtig."
"Ja, und welche Straße?"
Erstaunt. "Ähm...Also, das weiss ich nicht."
Schmunzelnd "Und wo soll ich die Kollegen dann hinschicken?"
Bestürzt. "Na...Sie haben recht. Kann ich schnell da zur Ecke laufen, dann gucke ich mal auf die Schilder!"
Geduldig. "Klar, kein Problem. Ich warte."

Der Müll muss weg

"Polizeinotruf."
Eine alte Dame. "Guten Tat. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Aber hier war jemand mit einem Lieferwagen. Der hat einfach Müll bei uns vor dem Haus auf die Wiese geworfen. Das war vor einer Woche. Ich habe dem extra Zeit gelassen, um das wieder weg zu räumen, aber der ist nicht mehr wieder gekommen. Könnte man da nicht mal das Ordnungsamt anrufen."
Ich weiss, was Sie wollen, gnädige Frau. "Ja, natürlich. Rufen Sie da ruhig mal an."
Bestürzt, aufgeregt, hektisch. "Ne, ne, ne. Hören Sie - ich bin 84!!!! Ich habe doch keine Nummern vom Ordnungsamt oder so. Ich habe jetzt wirklich alles getan, was ich noch konnte. Den Rest müssen Sie machen!"
Mir fallen einige Antworten ein. Sie ist 84 - vergiss es. Seufz. "Ja, haben Sie super gemacht. Alles klar, ich kümmere mich drum..."

Ich glaube, ich bin es mit schuld, dass die Leute für alles die 110 wählen, hm?

P.S.
Ich habe erstmal einen Streifenwagen zum Überprüfen hingeschickt. Jemand hatte in Absprache mit dem Hausmeister berechtigt dort Sachen abgestellt.

29
Okt
2006

Kapselanriss

Eine kleine Episode, die mir heute beim Autofahren einfiel. Sie fand vor ein paar Jahren statt, als ich noch selbst mit dem Streifenwagen unterwegs war. Der Trottel in dieser Geschichte bin zum größten Teil ich selber...

Die Leitstelle hatte mich zu einem Unfall geschickt. Als ich am Unfallort ankam, fand ich einen Mann mittleren Alters vor, der mit seinem Fahrrad gegen ein geparktes Auto gefahren war. Ich amüsierte mich ein wenig über den Hergang, denn der Mann war dem PKW mittig hinten in die Stoßstange gefahren.
"Wie konnte denn das passieren?"
"Na, es hat geregnet und da ist meine Brille beschlagen und ich sah nicht mehr gut!"
Ah, okay. Einfache Sache. Der Form halber fragte ich höflich "Verletzt sind Sie aber nicht, oder?"
Bei einem Unfall mit Verletzten habe ich nämlich auf jeden Fall Schreibarbeit, ansonsten muss ich hier bloß ein Zettelchen ausfüllen.
Ich habe kein Glück.
"Doch, ich habe hier Schmerzen in der Hand!"
Ach, verdammt. Na, mal sehen. Vielleicht kann Dr. Steel dem Mann erklären, dass er nicht verletzt ist.
"Zeigen Sie mal die Hand, bitte."
Brav reicht er mir seine Hand. Fachmännisch begutachte ich sie von allen Seiten. Geduldig lässt er meine Untersuchung über sich ergehen.
"Bewegen Sie mal die Finger!"
Artig macht er das.
Wichtig erkläre ich ihm: "Nun, gebrochen ist schon mal nichts, also..."
Er unterbricht mich mit sanfter Stimme:"Nein, gebrochen ist nichts. Aber ich denke, ich habe wahrscheinlich einen Kapselanriss. Ich bin Arzt, wissen Sie!?"
Oh, Gott. Wie peinlich. "äh...aber es könnte sein, dass Sie einen Kapselriss haben...Ja, also Sie sind verletzt. Ich schreibe dann mal eine Unfallanzeige....

26
Okt
2006

Notfall Termine

Und, wenn wir schon mal dabei sind, wieso muss ich immer diese (hier könnt ihr ein passendes Wort einsetzen) am Draht haben?

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme. Hart. Energisch. Autoritär. "Guten Abend. Ich befinde mich auf der Autobahn XY, in Höhe von Kilometer YZ. Hier ist Stau. Wie kommt das, was ist da los - sagen Sie mir das bitte?!"
Schon ist er irgendwie mein Feind. Diverse Schimpfwörte schießen mir durch den Kopf.
"Nun, was auch immer da los ist - Sie begehen gerade eine Straftat."
Skeptisch, überheblich. "Wieso begehe ich eine Straftat?"
"Weil Sie eine Notrufleitung belegen, nur weil Sie irgendwelche Informationen haben wollen."
Furchtlos, immer noch der Mann, der hier das Sagen hat. "Ja, und? ICH - habe wichtige Termine und stehe jetzt hier im Stau. Das ist für mich ganz eindeutig ein Notfall. Da müssen wir uns jetzt mal schnell was einfallen lassen!!!!"
Wut. Geduldsverlust. Auf meinem mentalen Schirm erscheinen die folgenden Handlungsalternativen, die mir in diesem Zustand möglich erscheinen:
1. Diskutieren. Pampig werden. Eine Beschwerde riskieren. (Kann mir nichts geschehen, nervt aber und kostet Zeit)
2. Daten erheben. Eine Strafanzeige fertigen. Dem Mann zeigen, wer hier am längeren Hebel sitzt.
3. Völlig unsouverän verächtlich "Ui - na, dann viel Glück" in den Hörer sagen und einfach auflegen.

Unheldenhaft wählte ich 3.

Bitte leise!

Wieso muss ich immer diese wirren Menschen am Draht haben?

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, schnell, nuschelnd "Brabbel, brabbel, zisch."
"Hä? Was ist los?"
"Ja, die alte Frau macht nicht die Tür auf."
"Muss sie das denn?"
"Hm...ja...zisch...sabbel...die wird gerade vergewaltigt. Das ist auch eine Ruhestörung - das geht so nicht!"

Böser Tag

Es geht immer noch ein bisschen schlimmer - ein Einsatz aus der dieser Nacht:

Ein Mann ist mit seinem PKW unterwegs. Seine Laune ist schlecht, denn sein Fußballverein hat heute abend verloren.
Plötzlich beginnt aufgrund eines technischen Defektes sein PKW zu brennen. Er stellt den Wagen ab und ruft Feuerwehr und Polizei.
Die Feuerwehr tut ihr möglichstes, kann aber nicht verhindern, dass der PKW komplett ausbrennt.
Ein Kollege mit scharfem Geruchssinn fällt trotz des penetranten Brandgeruchs, Alkohol in der Atemluft des Mannes auf. Eine Überprüfung ergibt, dass er über 1,4 Promille hat.
Der Mann muss die Kollegen zur Wache begleiten und sich eine Blutprobe entnehmen lassen.
Man erklärt ihm, dass er eine Straftat begangen hat, eine Anzeige gegen ihn geschrieben wird und er jetzt seinen Führerschein abgeben muss. Dabei stellt sich heraus, dass er gar nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis ist...

Ich möchte gar nicht wissen, wie sein Abend weiter verlaufen ist...

24
Okt
2006

Sorgen?

Gestern abend war ich zum ersten Mal seit dem Urlaub wieder im Dienst. Diese Leute haben mir ja schon irgendwie ein wenig gefehlt...

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, energisch. "Guten Abend. Ich habe gerade eine Explosion gehört. Muss ich mir irgendwie Sorgen machen?"
"Sie haben eine Explosion gehört???"
Beharrlich. "Ja, eine Explosion. Muss ich mir da jetzt Sorgen machen?"
Ehrlich. "Also, ich mache mir bei sowas immer Sorgen....!"
Ungeduldig. "Ja, ja. Also, was war das denn jetzt?"
"Ja, keine Ahnung. Ich höre von Ihnen zum ersten Mal davon."
Unwirsch. "Was? Sie wissen gar nichts davon?"
"Nein, Sie sind der erste der deshalb anruft."
Absichernd. "Sie haben also nichts damit zu tun?"
Erwischt. Doch, klar. Wir sprengen ja ständig irgendwas. "Nein, wir haben nichts mit einer Explosion zu tun."
Abgehakt. "Naja, dann. Hätte ja sein können, dass Sie mir Auskunft geben können. Tschüss." Klick.

Tja. Frisch aus dem Urlaub und noch nicht richtig fit. Eigentlich hätte ich auch noch die ein oder andere Frage stellen wollen...

21
Okt
2006

Stromausfall

Für all diejenigen, die der Meinung sind, es sei mal wieder Zeit für ein wenig Erotik, ist hier ein Post aus meiner Erinnerung.

Vor drei Jahren, abends, draußen ist es bereits dunkel. In ein paar Straßenzügen einer kleinen Stadt ist der Strom ausgefallen. Was macht da der besorgte Bürger? Richtig, er wählt 110, damit "die Polizei den Stom wieder anmacht". Wie könnte es anders sein. Die Notrufleitungen laufen heiss, die Kollegen und ich leiern wie am Fließband monoton immer wieder herunter: "Ja, das wissen wir bereits. Nein, das ist nicht tragisch. Ja, wir haben bereits die Stadtwerke informiert.
Und dann war da noch dieser Anruf:

"Polizeinotruf."
Eine weibliche Stimme. Geschätzt: Zwischen 30 und 40 Jahren alt. "Ja, hallo. Bei mir ist auf einmal alles dunkel. Ich habe gar keinen Stom mehr!?"
Ich sage mein Sprüchlein auf.
Sie, ungehalten "DAS kann ja wohl nicht wahr sein. Wie lange soll das denn jetzt dauern?"
Bedauernd "Das weiss ich leider nicht, das kann ich Ihnen nicht sagen."
Aufgebracht. "Na, toll. Und jetzt sitze ich hier auf unbestimmte Zeit im Dunkeln, ja!?"
Besänftigend. "Naja, aber das ist doch nicht so tragisch. Zünden Sie doch ein paar Kerzen an und machen Sie es sich gemütlich. Das kann doch auch mal ganz kuschelig sein."
Nachdenklich. "Hmm...ja... Sie haben recht."
Zufrieden. "Na, sehen Sie. Und sooo ewig wird das mit dem Strom auch nicht dauern."
Mit sanfter Stimme. "Wissen Sie was? Ich habe tatsächlich noch genug Kerzen zu hause. Ich habe aber auch noch ein paar Shrimps hier und eine Flasche Sekt. Haben Sie nicht Lust zu mir zu kommen und wir machen es uns zusammen gemütlich?"
Verdattert, überrascht, geschmeichelt, verwirrt. "Ähm...oh. Das ist ja wirklich nett und das klingt ganz toll. Aber ich bin hier ja im Dienst und kann nicht so einfach weg!"
Verführerisch. "Och...können Sie denn nicht fragen, ob sie frei bekommen?"
Bedauernd "Das könnte ich, aber das wäre aussichtslos. Wir sind heute nacht nicht genug Leute. Ich muss auf jeden Fall hier bleiben."
Hartnäckig. "Hm. Okay, um wieviel Uhr endet denn ihre Schicht?"
"Erst morgen früh um sechs Uhr!"
Immer noch lieb. "Schade. Aber falls Sie doch ggf. früher frei bekommen sollten - Sie können sich ja einfach mal meine Telefonnummer aufschreiben!?"
Lächelnd. "Das ist eine gute Idee. So machen wir das. Auf jeden Fall vielen Dank für die nette Einladung und einen schönen Abend."

Kommentare/ Antworten

Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Ich wiederhole mich ständig, indem ich mich häufig für die vielen und netten Kommentare bedanke. Aber ich freue mich auch sehr darüber und lese sie natürlich alle. Am liebsten würde ich auch auf jeden Kommentar antworten, aber leider komme ich im Augenblick nicht dazu. Seht es mir bitte nach; ich werde mich bemühen, es nach und nach aufzuarbeiten. Wen also eine Antwort auf seinen Kommentar interessiert, kann ruhig ab und zu mal in die Kommentare wieder reinschauen.

18
Okt
2006

Kommentare, Fake, Ernsthaftigkeit

01
Zum einen möchte ich mich wiederholt bei allen bedanken, die sich so nett und lobend in den Kommentaren äußern. Da macht bloggen richtig Spaß.

02
Es wurde hier schon das ein oder andere mal meine Echtheit angezweifelt, sprich "Ist Steel wirklich Polizist" oder ist das hier alles nur ein Fake. Auch ich kenne diese Geschichte mit dem Amtsrichterblog. So etwas ist doof. Ich kann hier aber nicht mehr tun, als bestätigen, dass ich 1. wirklich Polizist bin und 2. alles wahr ist, so wie ich es euch berichtet habe.

03
Es ist vielleicht nicht in jedermanns Sinne, aber ich denke, ich werde in Zukunft auch ein paar nicht so lustige Episoden hier niederschreiben. Es gibt ein paar Erinnerungen an Einsätze, die mir nahe gegangen sind und es geschehen fast täglich kleine Dramen irgendwo auf der Welt. Diese Geschehnisse machen einem das eigene schöne Zuhause noch viel wichtiger und rücken immer wieder ein paar Prioritäten zu recht. Da auch diese Erlebnisse zum Alltag gehören, sollen sie auch künftig hier erwähnt werden.

17
Okt
2006

Paper Blog: Vol. 9 - Keinen Kuli

Erstmal nochmals vielen Dank für die vielen tollen und positiven Kommentare. Ich habe mir die verbliebene Urlaubswoche allerdings so vollgepackt mit privaten Terminen, dass ich im Moment nicht viel Zeit für den PC habe. Werde allerdings die Antworten, die noch offen sind alle nacharbeiten.
Irgendwer fragte mal in den Kommentaren, ob er/sie irgendwie Kontakt zu mir aufnehmen kann. Falls jemand tatsächlich etwas nicht vor den anderen im Kommentarbereich schreiben möchte, kann er das hier tun: steelcop@googlemail.com.

Damit hier aber weiter fröhliche Ruhe herrscht, hier ein kleines Schmankerl aus dem Paper-Blog für euch...

"Polizeinotruf."
Ein älterer Mann. "Hallo. War die Frau R. auf der Wache?"
"Keine Ahnung. Welche Wache denn überhaupt?"
Vorwurfsvoll."Na, hier, in R-Stadt."
Bemüht "Dann rufen Sie doch am besten mal die Wache in R-Stadt an!"
Pfiffig "Aha. Dann sagen Sie mal die Nummer!"
Seufz. "Das ist eine Notrufleitung. Seien Sie bitte so nett und schauen in ihr örtliches Telefonbuch!"
Bestürzt. "Oh, nee...Habe ich doch gar nicht."
Das ist ein alter Mann. Verweis ihn nicht an die Auskunft. Hab Geduld "Also: Die Nummer ist 331-2514"
Langsam "3...3...1..?"
"Richtig, und dann 2514."
Ungeduldig. "Boah, das kann ich mir nicht merken. Das geht so nicht."
Immer noch bemüht. "Na, dann schreiben Sie es doch schnell auf."
Alte Leute haben keine Zeit "Geht nicht. Ich habe keinen Kuli. Ach, lassen wir das einfach. Tschüss."
Klick.
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