30
Nov
2006

Ebbe und Flut

Die letzten Dienste waren tödlich langweilig - bis wir es dann gestern gehörig besorgt bekamen. Der Spätdienst verging wie im Fluge und an Einsatzanlässen war wirklich fast alles dabei: Diverse Unfälle mit schwer verletzten Personen, ein Unfall mit tödlichem Ausgang, Sachbeschädigungen mit Schaden von über 20.000,- Euro, ein Tumultdelikt, drei Leichen, eine Vergewaltigung...

Das Arbeitsaufkommen ist im Moment wie Ebbe und Flut. Mal schauen wie die Gezeiten nachher sind.
Während der ganzen Hektik gestern gab es natürlich aber auch wieder Kinder, die die Funktionsweise von Telefonzellen verstanden haben. Hier ein wunderbares Beispiel dafür, wie bei wachsender Intimität die sprachliche Distanz schrumpft:

"Polizeinotruf."
Die freche Stimme eines kleinen Jungen bellt mir entgegen: "Wollen Sie mich lecken, Du Ficker!?"

P.S.
Zu einer Antwort kam ich nicht mehr. Schreibt mir doch in den Kommentaren, was ihr geantwortet hättet, wäre der Junge noch ein wenig am Telefon geblieben.

Der Fahrrad-Fall

Im September hatte ich den Fall erwähnt, indem ein junger Mann fast von einem Kinderfahrrad erschlagen worden wäre. Tobias hat mir/ uns einen link auf einen weiteren Artikel über den Fall zukommen lassen:

Link

Danke, Tobias.

23
Nov
2006

November Rain

Meine Stimmung entspricht irgendwie dem Wetter draußen, ohne dass ich das erklären könnte.
Dienstlich scheint weiter die Ruhe vor dem Sturm zu bestehen. Was war letzte Nacht so los?

Gut: Kollegen gelingt es endlich, zwei Personen auf frischer Tat zu ertappen als sie das Navi aus einem Auto ausbauen. Super. Das ist so schlimm geworden mit dem Navi-Klau, dass man schon unglücklich ist, wenn bei einem Autokauf serienmäßig eines drin ist.

Seltsam: Ein bewaffneter Mann dringt in ein Gebäude ein und bedroht die Anwesenden mit einer Waffe. Das Kuriose ist, dass er sich ausgerechnet eine Polizeiwache ausgesucht hat, um den starken Mann zu spielen. Den Kollegen gelang es, die Sache unblutig zu beenden.

Schlecht: Ein junger Kollege ist gestern suspendiert worden. Eine Zeitung hatte sich an die Polizei gewandt, weil er als Polizist im Internet dumme Bemerkungen gemacht hatte. Natürlich muss ich in diesem Zusammenhang an dieses Blog denken: Reite ich mich auch ganz böse in Schwierigkeiten? Kann man mir hier irgendeine vorwerfbare Tat anhängen? Immer wieder prüfe ich in Gedanken, ob ich hier jemandem schade. Ich denke nicht, sonst würde ich das nicht tun, aber ein dummes Gefühl bleibt...:-(

21
Nov
2006

Ruhe vor dem Sturm - Steel in der Zeitung

Die Nacht war verdächtig ruhig. Das ist so wie in den alten Tarzan-Filmen mit Johnny Weissmueller, wenn auf einmal die Buschtrommeln aufhören. Nichts war. Totale Ruhe. Ich hoffe, es braut sich nichts zusammen, denn noch drei Nächte lang bin ich PvD (Polizeiführer vom Dienst). Für 10 Städte bin ich in der Zeit der oberste diensthabende Entscheidungsträger. Also Leute, ruft mich wirr an, aber macht keinen Ärger...

Da ich euch heute nicht so recht unterhalten kann, zeige ich euch einen Artikel, den die Journalistin Ina Henrichs vom Kölner Stadtanzeiger geschrieben hat und dabei u.a. auf diesen Blog hier verweist:

Beziehungen in Bloggersdorf

19
Nov
2006

Langes Wochenende

Liebe Leser, ich hoffe ihr hattet ein schönes WE. ICH hatte das ganze Wochenende Spätdienst. Jeden Tag gefühlte 18 Stunden, jeden Tag ödende Langeweile. Schön, wenn die Menschen die Polizei nicht so oft brauchen. So sollte es ja sein - aber es macht meine Tage nicht gerade kurzweilig.
Wünsche euch einen guten Wochenstart. Ich fange morgen mit Nachtdiensten an, die sicher wieder das ein oder andere wirre Gespräch bringen.

Grüße vom angeödeten Steel.

14
Nov
2006

Steel cool

Wirklich cool ist es übrigens, wenn an grauen, kühlen verregneten Tagen wie dem heutigen die Klimaanlage auf der Leitstelle beschließt, ab 09.00 Uhr morgens mit maximaler Intensität den Raum zu kühlen - ohne, dass man daran etwas ändern kann...

Steel confused

Heute war der letzte Frühdienst. Gut für mich - und gut für die Bürger.
Ich wüsste zu gerne, was der Herr gedacht hat, der heute sehr früh über die Notrufleitung kam...

Es ist früher Morgen. Ich laufe auf Standby. Die normale Leitung geht und ein Kollege nimmt das Gespräch entgegen. Während der Kollege noch spricht, wird auch eine Notrufleitung aktiviert.

Kollege:"Steel! Kollege W. ist für dich am Telefon. Ich lege die Leitung auf -Halten-."

Müde klicke ich mit der Maus auf dem Telefoncomputer, um mit dem Kollegen zu sprechen und erwarte, dass ein Kollege derweil den Notruf annimmt.

"Gute Morgen. Na, auch schon wach?", begrüße ich freundlich verschlafen den Kollegen W.
Eine fremde Männerstimme antwortet:"Äh...ja. Guten Morgen. Ich bin hier auf der Autobahn und bräuchte mal ihre Hilfe...!"

Verstört blinzele ich mit müden Augen auf den Monitor und sehe, dass ich die Notrufleitung angeklickt habe und Kollege W. noch immer in der Warteschleife hängt...

Tut mir leid. Ab Freitag bin ich wieder fit...;-)

10
Nov
2006

Ich war es nicht

Heute morgen um 09:00 Uhr.

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, leicht nuschelnd. "Guten Morgen. Mein Name ist A.S. Hier ist eine Frau, die hat gerade Fotos von mir gemacht. Ich weiss nicht warum."

"Äh...ja, und weiter!?"
"Ja, und da ist ein kaputter Blumentopf. Nicht, dass es heisst ich wäre das gewesen!!!"
"Aha."
Zufrieden. "Okay, nehmen Sie das auf, ja!?"
Verständnislos. "Was genau stellen Sie sich denn jetzt vor? Was kann ich für Sie tun?"
Pfiffig. "Naja, weil ich jetzt angerufen habe, ist ja klar, dass ich schon mal nichts gemacht habe. Falls da irgendwas kommt, können Sie sagen "der war es nicht, der hat angerufen"."
Mitdenkend. "Aber Sie könnten mich auch anrufen und mir das erzählen, obwohl Sie etwas kaputt gemacht haben. Das kann ich ja von hier nicht beurteilen."
Frustriert. "Boah, meinen Sie ich würde - nee, mit Ihnen hat das keinen Sinn." Klick

Es ist wieder Frühdienst, und ich bin wieder müde. Aber diesmal lag es nicht an mir, oder?

9
Nov
2006

Aua

Das tat mir gestern schon ziemlich leid:
Ein 42 Jahre alter Mann wollte mit einer Kettensäge eine Tanne beschneiden und hat sich versehentlich selbst damit so stark am Hals verletzt, dass er verstorben ist.

P.S.
Bin jetzt wieder wach und brav. Aber morgen um fünf wirds wieder grauslich werden...

Nachtigall, ick hör Dir trapsen

Es ist Frühdienst. Ruft mich in diesen Tagen besser nicht an: Das frühe Aufstehen macht mich mürrisch und ungeduldig.
Und wenn mir dann einer so kommt - also, nee!

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme. Geschätzt Ende 20, Anfang 30."...nee, das lassen wir uns nicht gefallen. Äh, hallo? Polizei?"
Seufz. "Ja, Polizei."
Entschlossen. Bereit zum Krieg. "So. Ich bin hier in R-Stadt. Mir hat hier ein LKW-Fahrer die Vorfahrt genommen. Als ich ihn darauf ansprach, zeigte er mir den Mittelfinger."
Gähn. Nee, das ist aber interessant. "Hm. Ist der Mann noch vor Ort?"
"Nun, ja. Er fährt vor mir her."
"Haben Sie das Kennzeichen aufgeschrieben?"
"Das Kennzeichen lautet brabbel...brabbel."
Will ich doch gar nicht wissen, Mann. "Haben SIE es sich aufgeschrieben?"
"Äh, ja. Habe ich auch."
"Gut. Für einen solchen Anlass provoziere ich keine wilde Verfolgungsfahrt. Bitte fahren Sie eine Wache an und erstatten Sie Anzeige."

Entrüstet. "Was? Das kann doch wohl nicht sein. Das ist doch ein Holländer. Seine Firma wird sicher seine Personalien nicht angeben und dann kommt da nichts raus. Also, Sie schicken jetzt niemanden, um den hier anzuhalten!?"

Schnell kapiert. "Richtig."
Ich bin jetzt der neue Feind. "So, dann sagen SIE mir mal bitte Ihren Namen!"
Müde. Das macht mir schon lange keine Sorgen mehr. "Steel."
Angriffslustig. "Okay, Herr Steel. Und es bleibt dabei, Sie schicken niemanden?"
Verklag mich doch. "Richtig."
Entschlossen. "Na, gut. Dann tschüss."

2 Minuten später. Eine Kollegin ruft: "Steel!? Geh mal in die Notrufleitung - da will einer konkret mit Dir sprechen."
Seufz. Ich ahne es.

"Ja, ich bin es nochmal. Ich wollte nur sagen, dass der LKW-Fahrer auch schlimm betrunken ist. Der verursacht mit Sicherheit einen schweren Unfall. Ich überlasse es Ihnen, was Sie mit der Info machen...."
Boah, gehst Du mir auf den Sack, Typ.
"Sind Sie immer noch dahinter?"
Schnippisch. "Nö. Sie wollten das ja nicht. Ich bin jetzt woanders hingefahren..."
Ja, bitte. Fahr ganz weit weg und verlier Dein Handy.

Boah, ich muss ins Bett.

4
Nov
2006

Missverständnis

"Polizeinotruf."

Auf meinem Display werden sowohl Name des Anschlusses als auch die Adresse dargestellt:
W.K. aus H-Stadt, L-Straße X.
Die leise Stimme eines Mannes. Irgendwie stelle ich mir sofort einen kleinen Mann mittleren Alters vor, mit wuscheligen, schütteren Haaren, Brille und scheelem Blick. "Ja, hallo. In H-Stadt, L-Straße X versucht ein junger Mann sich umzubringen."
Konzentriert. "Ja, okay. Können Sie mir bitte noch mehr zum Sachverhalt erzählen!?"
Unsicher. "Hm...Ja, also ich habe durchs Fenster reingeschaut...ach, kann auch ein Missverständnis sein. Ach, vergessen Sie es."
Klick.
Zack - ich bin sauer. Hat der sie noch alle?
Ich rufe ihn zurück. Es klingelt fünfmal.
Die selbe unsichere Stimme. "K.?"
Streng. "Leitstelle der Polizei, Steel. Herr K., Sie haben mich gerade angerufen und aufgelegt, bevor wir fertig waren."
Überrascht. "Waaas? Nein, nein. Ich habe nicht angerufen."
"Doch, Herr K. Sie haben mich gerade angerufen."
Beharrlich. "Nein, nein. Sie irren sich. Ist wohl ein Missverständnis."
Immer noch sauer. "Sie sind sich aber schon darüber im Klaren, dass Sie eine Straftat begangen haben, nicht wahr."
"Das muss ein Missverständnis sein. Wieso Straftat?"
"Weil Sie den Notruf gewählt haben und mir fälschlicherweise etwas von einem Suizid erzählen!"
"Ich habe aber doch gar nicht..."
Sauer. Unterbrechend. "Doch, Herr K. Und es wäre besser, wenn Sie mir jetzt ganz schnell erklären würden, was der Blödsinn soll!"
"Nun, ich...ach, das war sicher....Rüdiger? Rüdiger! Was hast Du da nur angstellt? Hast Du....? Hast Du die Polizei...? Entschuldigen Sie, da lag ein Missverständnis vor. Es ist alles in Ordnung."
"Irgendwas stimmt da nicht. Ich denke, ich schicke mal einen Streifenwagen vorbei!"
Höflich. "Nein, danke. Es lag ein Missverständnis vor. Wiedersehen."
Klick.
Verrückt? Betrunken? Ärger mit Rüdiger? Gibt es Rüdiger überhaupt? Anzeige wegen Missbrauch?
Ich werde mit Kaffee und frischen Muffins abgelenkt. Na, Herr K., haste aber Glück gehabt.

20 Minuten später.
Ein Blick auf das Display lässt mich seufzen. W.K. aus H-Stadt, L-Straße X.
"Polizeinotruf."
"Sie müssen kommen. Das geht hier so nicht weiter. Der will sich echt was antun."
Ärgerlich "Echt? Oder ist das ein Missverständnis?"
"Ja, alles okay." Klick.
Nee, Freundchen. Jetzt kriegen Rüdiger und Du Besuch.
Ich schicke einen Streifenwagen hin.
Natürlich ist Herr K völllig alleine in seiner Wohnung. Die Anwesenheit der Uniformierten macht ihm Angst. Er ist ein wenig betrunken und wollte nichts Böses tun. Das war wohl alles ein Missverständnis...

Wo bin ich? - Vol II

Jemand fragte in den Kommentaren, ob wir nicht die Möglichkeit haben Handys zu orten. Richtig, können wir in bestimmten Situationen machen. Aber nicht in solchen:

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, leicht nuschelnd. "Hallooooo. Können Sie mal mein Handy orten? Ich weiss gar nicht mehr, wo ich hier bin...."
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