14
Nov
2006

Steel cool

Wirklich cool ist es übrigens, wenn an grauen, kühlen verregneten Tagen wie dem heutigen die Klimaanlage auf der Leitstelle beschließt, ab 09.00 Uhr morgens mit maximaler Intensität den Raum zu kühlen - ohne, dass man daran etwas ändern kann...

Steel confused

Heute war der letzte Frühdienst. Gut für mich - und gut für die Bürger.
Ich wüsste zu gerne, was der Herr gedacht hat, der heute sehr früh über die Notrufleitung kam...

Es ist früher Morgen. Ich laufe auf Standby. Die normale Leitung geht und ein Kollege nimmt das Gespräch entgegen. Während der Kollege noch spricht, wird auch eine Notrufleitung aktiviert.

Kollege:"Steel! Kollege W. ist für dich am Telefon. Ich lege die Leitung auf -Halten-."

Müde klicke ich mit der Maus auf dem Telefoncomputer, um mit dem Kollegen zu sprechen und erwarte, dass ein Kollege derweil den Notruf annimmt.

"Gute Morgen. Na, auch schon wach?", begrüße ich freundlich verschlafen den Kollegen W.
Eine fremde Männerstimme antwortet:"Äh...ja. Guten Morgen. Ich bin hier auf der Autobahn und bräuchte mal ihre Hilfe...!"

Verstört blinzele ich mit müden Augen auf den Monitor und sehe, dass ich die Notrufleitung angeklickt habe und Kollege W. noch immer in der Warteschleife hängt...

Tut mir leid. Ab Freitag bin ich wieder fit...;-)

10
Nov
2006

Ich war es nicht

Heute morgen um 09:00 Uhr.

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, leicht nuschelnd. "Guten Morgen. Mein Name ist A.S. Hier ist eine Frau, die hat gerade Fotos von mir gemacht. Ich weiss nicht warum."

"Äh...ja, und weiter!?"
"Ja, und da ist ein kaputter Blumentopf. Nicht, dass es heisst ich wäre das gewesen!!!"
"Aha."
Zufrieden. "Okay, nehmen Sie das auf, ja!?"
Verständnislos. "Was genau stellen Sie sich denn jetzt vor? Was kann ich für Sie tun?"
Pfiffig. "Naja, weil ich jetzt angerufen habe, ist ja klar, dass ich schon mal nichts gemacht habe. Falls da irgendwas kommt, können Sie sagen "der war es nicht, der hat angerufen"."
Mitdenkend. "Aber Sie könnten mich auch anrufen und mir das erzählen, obwohl Sie etwas kaputt gemacht haben. Das kann ich ja von hier nicht beurteilen."
Frustriert. "Boah, meinen Sie ich würde - nee, mit Ihnen hat das keinen Sinn." Klick

Es ist wieder Frühdienst, und ich bin wieder müde. Aber diesmal lag es nicht an mir, oder?

9
Nov
2006

Aua

Das tat mir gestern schon ziemlich leid:
Ein 42 Jahre alter Mann wollte mit einer Kettensäge eine Tanne beschneiden und hat sich versehentlich selbst damit so stark am Hals verletzt, dass er verstorben ist.

P.S.
Bin jetzt wieder wach und brav. Aber morgen um fünf wirds wieder grauslich werden...

Nachtigall, ick hör Dir trapsen

Es ist Frühdienst. Ruft mich in diesen Tagen besser nicht an: Das frühe Aufstehen macht mich mürrisch und ungeduldig.
Und wenn mir dann einer so kommt - also, nee!

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme. Geschätzt Ende 20, Anfang 30."...nee, das lassen wir uns nicht gefallen. Äh, hallo? Polizei?"
Seufz. "Ja, Polizei."
Entschlossen. Bereit zum Krieg. "So. Ich bin hier in R-Stadt. Mir hat hier ein LKW-Fahrer die Vorfahrt genommen. Als ich ihn darauf ansprach, zeigte er mir den Mittelfinger."
Gähn. Nee, das ist aber interessant. "Hm. Ist der Mann noch vor Ort?"
"Nun, ja. Er fährt vor mir her."
"Haben Sie das Kennzeichen aufgeschrieben?"
"Das Kennzeichen lautet brabbel...brabbel."
Will ich doch gar nicht wissen, Mann. "Haben SIE es sich aufgeschrieben?"
"Äh, ja. Habe ich auch."
"Gut. Für einen solchen Anlass provoziere ich keine wilde Verfolgungsfahrt. Bitte fahren Sie eine Wache an und erstatten Sie Anzeige."

Entrüstet. "Was? Das kann doch wohl nicht sein. Das ist doch ein Holländer. Seine Firma wird sicher seine Personalien nicht angeben und dann kommt da nichts raus. Also, Sie schicken jetzt niemanden, um den hier anzuhalten!?"

Schnell kapiert. "Richtig."
Ich bin jetzt der neue Feind. "So, dann sagen SIE mir mal bitte Ihren Namen!"
Müde. Das macht mir schon lange keine Sorgen mehr. "Steel."
Angriffslustig. "Okay, Herr Steel. Und es bleibt dabei, Sie schicken niemanden?"
Verklag mich doch. "Richtig."
Entschlossen. "Na, gut. Dann tschüss."

2 Minuten später. Eine Kollegin ruft: "Steel!? Geh mal in die Notrufleitung - da will einer konkret mit Dir sprechen."
Seufz. Ich ahne es.

"Ja, ich bin es nochmal. Ich wollte nur sagen, dass der LKW-Fahrer auch schlimm betrunken ist. Der verursacht mit Sicherheit einen schweren Unfall. Ich überlasse es Ihnen, was Sie mit der Info machen...."
Boah, gehst Du mir auf den Sack, Typ.
"Sind Sie immer noch dahinter?"
Schnippisch. "Nö. Sie wollten das ja nicht. Ich bin jetzt woanders hingefahren..."
Ja, bitte. Fahr ganz weit weg und verlier Dein Handy.

Boah, ich muss ins Bett.

4
Nov
2006

Missverständnis

"Polizeinotruf."

Auf meinem Display werden sowohl Name des Anschlusses als auch die Adresse dargestellt:
W.K. aus H-Stadt, L-Straße X.
Die leise Stimme eines Mannes. Irgendwie stelle ich mir sofort einen kleinen Mann mittleren Alters vor, mit wuscheligen, schütteren Haaren, Brille und scheelem Blick. "Ja, hallo. In H-Stadt, L-Straße X versucht ein junger Mann sich umzubringen."
Konzentriert. "Ja, okay. Können Sie mir bitte noch mehr zum Sachverhalt erzählen!?"
Unsicher. "Hm...Ja, also ich habe durchs Fenster reingeschaut...ach, kann auch ein Missverständnis sein. Ach, vergessen Sie es."
Klick.
Zack - ich bin sauer. Hat der sie noch alle?
Ich rufe ihn zurück. Es klingelt fünfmal.
Die selbe unsichere Stimme. "K.?"
Streng. "Leitstelle der Polizei, Steel. Herr K., Sie haben mich gerade angerufen und aufgelegt, bevor wir fertig waren."
Überrascht. "Waaas? Nein, nein. Ich habe nicht angerufen."
"Doch, Herr K. Sie haben mich gerade angerufen."
Beharrlich. "Nein, nein. Sie irren sich. Ist wohl ein Missverständnis."
Immer noch sauer. "Sie sind sich aber schon darüber im Klaren, dass Sie eine Straftat begangen haben, nicht wahr."
"Das muss ein Missverständnis sein. Wieso Straftat?"
"Weil Sie den Notruf gewählt haben und mir fälschlicherweise etwas von einem Suizid erzählen!"
"Ich habe aber doch gar nicht..."
Sauer. Unterbrechend. "Doch, Herr K. Und es wäre besser, wenn Sie mir jetzt ganz schnell erklären würden, was der Blödsinn soll!"
"Nun, ich...ach, das war sicher....Rüdiger? Rüdiger! Was hast Du da nur angstellt? Hast Du....? Hast Du die Polizei...? Entschuldigen Sie, da lag ein Missverständnis vor. Es ist alles in Ordnung."
"Irgendwas stimmt da nicht. Ich denke, ich schicke mal einen Streifenwagen vorbei!"
Höflich. "Nein, danke. Es lag ein Missverständnis vor. Wiedersehen."
Klick.
Verrückt? Betrunken? Ärger mit Rüdiger? Gibt es Rüdiger überhaupt? Anzeige wegen Missbrauch?
Ich werde mit Kaffee und frischen Muffins abgelenkt. Na, Herr K., haste aber Glück gehabt.

20 Minuten später.
Ein Blick auf das Display lässt mich seufzen. W.K. aus H-Stadt, L-Straße X.
"Polizeinotruf."
"Sie müssen kommen. Das geht hier so nicht weiter. Der will sich echt was antun."
Ärgerlich "Echt? Oder ist das ein Missverständnis?"
"Ja, alles okay." Klick.
Nee, Freundchen. Jetzt kriegen Rüdiger und Du Besuch.
Ich schicke einen Streifenwagen hin.
Natürlich ist Herr K völllig alleine in seiner Wohnung. Die Anwesenheit der Uniformierten macht ihm Angst. Er ist ein wenig betrunken und wollte nichts Böses tun. Das war wohl alles ein Missverständnis...

Wo bin ich? - Vol II

Jemand fragte in den Kommentaren, ob wir nicht die Möglichkeit haben Handys zu orten. Richtig, können wir in bestimmten Situationen machen. Aber nicht in solchen:

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, leicht nuschelnd. "Hallooooo. Können Sie mal mein Handy orten? Ich weiss gar nicht mehr, wo ich hier bin...."

2
Nov
2006

Nie mehr heiraten

Manchmal muss man es einfach rauslassen...

"Polizeinotruf."
Der Anruf kommt aus einer Telefonzelle, wie ich auf dem Display sehen kann.
Eine weibliche Stimme brüllt mich an:"Ich heirate nie mehr. Männer und Frauen - das ist doch alles scheisse. Ich habe die Schnauze voll!!!"

Klick.

31
Okt
2006

Wo bin ich?

"Polizeinotruf."
Eine weibliche Stimme. "Guten Tag. Ich bräuchte mal Ihre Zweigstelle in L-Stadt."
"Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Worum geht es denn?"
"Nun, wir sind hier in L-Stadt und haben einen Unfall. Wir bräuchten jemanden, der den Unfall aufnimmt."
"Okay. Ist jemand verletzt worden?"
"Nein, nein. Es ist nur Sachschaden entstanden."
"Alles klar. Ich schicke Kollegen zu Ihnen. Sie sind in L-Stadt, wo da genau?"
"L-Stadt, richtig."
"Ja, und welche Straße?"
Erstaunt. "Ähm...Also, das weiss ich nicht."
Schmunzelnd "Und wo soll ich die Kollegen dann hinschicken?"
Bestürzt. "Na...Sie haben recht. Kann ich schnell da zur Ecke laufen, dann gucke ich mal auf die Schilder!"
Geduldig. "Klar, kein Problem. Ich warte."

Der Müll muss weg

"Polizeinotruf."
Eine alte Dame. "Guten Tat. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Aber hier war jemand mit einem Lieferwagen. Der hat einfach Müll bei uns vor dem Haus auf die Wiese geworfen. Das war vor einer Woche. Ich habe dem extra Zeit gelassen, um das wieder weg zu räumen, aber der ist nicht mehr wieder gekommen. Könnte man da nicht mal das Ordnungsamt anrufen."
Ich weiss, was Sie wollen, gnädige Frau. "Ja, natürlich. Rufen Sie da ruhig mal an."
Bestürzt, aufgeregt, hektisch. "Ne, ne, ne. Hören Sie - ich bin 84!!!! Ich habe doch keine Nummern vom Ordnungsamt oder so. Ich habe jetzt wirklich alles getan, was ich noch konnte. Den Rest müssen Sie machen!"
Mir fallen einige Antworten ein. Sie ist 84 - vergiss es. Seufz. "Ja, haben Sie super gemacht. Alles klar, ich kümmere mich drum..."

Ich glaube, ich bin es mit schuld, dass die Leute für alles die 110 wählen, hm?

P.S.
Ich habe erstmal einen Streifenwagen zum Überprüfen hingeschickt. Jemand hatte in Absprache mit dem Hausmeister berechtigt dort Sachen abgestellt.

29
Okt
2006

Kapselanriss

Eine kleine Episode, die mir heute beim Autofahren einfiel. Sie fand vor ein paar Jahren statt, als ich noch selbst mit dem Streifenwagen unterwegs war. Der Trottel in dieser Geschichte bin zum größten Teil ich selber...

Die Leitstelle hatte mich zu einem Unfall geschickt. Als ich am Unfallort ankam, fand ich einen Mann mittleren Alters vor, der mit seinem Fahrrad gegen ein geparktes Auto gefahren war. Ich amüsierte mich ein wenig über den Hergang, denn der Mann war dem PKW mittig hinten in die Stoßstange gefahren.
"Wie konnte denn das passieren?"
"Na, es hat geregnet und da ist meine Brille beschlagen und ich sah nicht mehr gut!"
Ah, okay. Einfache Sache. Der Form halber fragte ich höflich "Verletzt sind Sie aber nicht, oder?"
Bei einem Unfall mit Verletzten habe ich nämlich auf jeden Fall Schreibarbeit, ansonsten muss ich hier bloß ein Zettelchen ausfüllen.
Ich habe kein Glück.
"Doch, ich habe hier Schmerzen in der Hand!"
Ach, verdammt. Na, mal sehen. Vielleicht kann Dr. Steel dem Mann erklären, dass er nicht verletzt ist.
"Zeigen Sie mal die Hand, bitte."
Brav reicht er mir seine Hand. Fachmännisch begutachte ich sie von allen Seiten. Geduldig lässt er meine Untersuchung über sich ergehen.
"Bewegen Sie mal die Finger!"
Artig macht er das.
Wichtig erkläre ich ihm: "Nun, gebrochen ist schon mal nichts, also..."
Er unterbricht mich mit sanfter Stimme:"Nein, gebrochen ist nichts. Aber ich denke, ich habe wahrscheinlich einen Kapselanriss. Ich bin Arzt, wissen Sie!?"
Oh, Gott. Wie peinlich. "äh...aber es könnte sein, dass Sie einen Kapselriss haben...Ja, also Sie sind verletzt. Ich schreibe dann mal eine Unfallanzeige....

26
Okt
2006

Notfall Termine

Und, wenn wir schon mal dabei sind, wieso muss ich immer diese (hier könnt ihr ein passendes Wort einsetzen) am Draht haben?

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme. Hart. Energisch. Autoritär. "Guten Abend. Ich befinde mich auf der Autobahn XY, in Höhe von Kilometer YZ. Hier ist Stau. Wie kommt das, was ist da los - sagen Sie mir das bitte?!"
Schon ist er irgendwie mein Feind. Diverse Schimpfwörte schießen mir durch den Kopf.
"Nun, was auch immer da los ist - Sie begehen gerade eine Straftat."
Skeptisch, überheblich. "Wieso begehe ich eine Straftat?"
"Weil Sie eine Notrufleitung belegen, nur weil Sie irgendwelche Informationen haben wollen."
Furchtlos, immer noch der Mann, der hier das Sagen hat. "Ja, und? ICH - habe wichtige Termine und stehe jetzt hier im Stau. Das ist für mich ganz eindeutig ein Notfall. Da müssen wir uns jetzt mal schnell was einfallen lassen!!!!"
Wut. Geduldsverlust. Auf meinem mentalen Schirm erscheinen die folgenden Handlungsalternativen, die mir in diesem Zustand möglich erscheinen:
1. Diskutieren. Pampig werden. Eine Beschwerde riskieren. (Kann mir nichts geschehen, nervt aber und kostet Zeit)
2. Daten erheben. Eine Strafanzeige fertigen. Dem Mann zeigen, wer hier am längeren Hebel sitzt.
3. Völlig unsouverän verächtlich "Ui - na, dann viel Glück" in den Hörer sagen und einfach auflegen.

Unheldenhaft wählte ich 3.

Bitte leise!

Wieso muss ich immer diese wirren Menschen am Draht haben?

"Polizeinotruf."
Eine männliche Stimme, schnell, nuschelnd "Brabbel, brabbel, zisch."
"Hä? Was ist los?"
"Ja, die alte Frau macht nicht die Tür auf."
"Muss sie das denn?"
"Hm...ja...zisch...sabbel...die wird gerade vergewaltigt. Das ist auch eine Ruhestörung - das geht so nicht!"

Böser Tag

Es geht immer noch ein bisschen schlimmer - ein Einsatz aus der dieser Nacht:

Ein Mann ist mit seinem PKW unterwegs. Seine Laune ist schlecht, denn sein Fußballverein hat heute abend verloren.
Plötzlich beginnt aufgrund eines technischen Defektes sein PKW zu brennen. Er stellt den Wagen ab und ruft Feuerwehr und Polizei.
Die Feuerwehr tut ihr möglichstes, kann aber nicht verhindern, dass der PKW komplett ausbrennt.
Ein Kollege mit scharfem Geruchssinn fällt trotz des penetranten Brandgeruchs, Alkohol in der Atemluft des Mannes auf. Eine Überprüfung ergibt, dass er über 1,4 Promille hat.
Der Mann muss die Kollegen zur Wache begleiten und sich eine Blutprobe entnehmen lassen.
Man erklärt ihm, dass er eine Straftat begangen hat, eine Anzeige gegen ihn geschrieben wird und er jetzt seinen Führerschein abgeben muss. Dabei stellt sich heraus, dass er gar nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis ist...

Ich möchte gar nicht wissen, wie sein Abend weiter verlaufen ist...
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Aus dem Alltag eines Polizisten

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